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Denn – – mit diesem Verdacht brach ja alles um mich her und unter mir zusammen!

Ich hatte mir da eine Verteidigungsstellung konstruiert gehabt, die ich uneinnehmbar glaubte. Ich hatte mich auf einem festen, sicheren Wall stehend gewähnt, umgeben von ebenso festen Wällen!

Und – – jetzt mußte ich diese Festung vielleicht verlassen – der Geliebten wegen!!

Wohltat war mir der Schmerz in den Innenflächen der Hand …

Wohltat, weil er mich aufpeitschte zu einer Energie, die ich in diesem Moment nur zu nötig hatte …

„Das – ist ja Wahnwitz!!“ rief ich … Wahnwitz!! Hilde, dieses gute, liebe Geschöpf, soll …“

Harst winkte mir begütigend zu …

„Ruhe, Ruhe, Herr Hubert! Verstehen Sie mich doch richtig! Deshalb fragte ich Sie ja, ob Sie nicht irgend etwas von dem Streit zwischen Vater und Tochter erlauscht hätten – deshalb, – um eben jeden Verdacht gegen Fräulein Hilde zu entkräften …“

Oh – ich war schon wieder ruhig geworden …! Dieser Berliner sollte merken, daß er hier einen Gegner hatte, der nicht so leicht die Flinte ins Korn warf …!!

Ich mußte heucheln … Ich haßte diesen Mann von diesem Augenblick an … Er war mein Feind … So etwas fühlt man … Mein Feind, der vielleicht manches ahnte, denn – klug ist er ja! Man nennt ihn ein Genie. Man wirft ihm das Geld nach. Er soll Honorare erhalten, die fürstlich sind. Er ist in allen Weltteilen daheim … Er ist bald in Indien, bald droben am Nordkap … Und gerade weil er so ist, wie er ist, weil er über Erfahrungen verfügt, die ihm die Verbrecherjagd erleichtern, weil er schließlich auch Kenntnisse besitzt, deren Vielseitigkeit erstaunlich sein soll, muß ich … meine Festung verstärken …! In keinen dieser Wälle darf eine Bresche gelegt werden … Die kleinste Bresche, und – – alles ist aus!

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Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)