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Tische einen Migränestift und schraubte von der Holzkapsel den Oberteil ab, rieb sich dann mit der weißen Masse die Stirn und die Schläfen ein …

„Ah, das tut wohl, Herr Hubert …! Das hilft für kurze Zeit … Nur für kurze Zeit leider …“

Und er stellte den Migränestift wieder weg …

Fragte:

„Hm – was haben Sie denn geträumt, Herr Hubert? Sehr aufregend, meinten Sie … Jeder Traum enthält ein geringes Teilchen Wahrheit …“

Ich weiß nicht, aus welchem Grunde ich nun ihm mein Erlebnis am Pavillon des Brauberges als Traum erzählte …

Vielleicht, um seine Mienen dabei zu studieren …

Ich erzählte also, ich hätte noch spät abends einen Spaziergang gemacht … Und sei gegen zwölf an den Pavillon gelangt – – alles im Traum … und vor dem Pavillon habe ein totes Weib gelegen … Da sei ich dann vor Entsetzen aufgewacht … –

August Winter sagte zu alledem nur ein paarmal „Ja – ja … Träume – – Träume!!“ Aber was er nicht sagte, stand in den ruhelosen flirrenden Augen zu lesen …

Diese Augen verrieten ihn …

Diese Augen höhnten und spotteten …

Und – mit einem Schlage wurde mir dieser Mensch geradezu unheimlich - unheimlich wie ein geriebener Verbrecher, wie ich sie aus englischen Kriminalromanen kannte, die mit Vorliebe derartige verkappte Übeltäter mit dem biederen Äußeren ehrbarer Bürger als Hauptpersonen bringen …

Ich traute jetzt diesem Winter alles Schlechte zu … –

Eine Weile sprachen wir noch über meinen Traum. Dann aber nahm er an seinem Schreibtisch Platz und unterschrieb die Anmeldungen für die Polizei, wie er dies als Hauswirt tun mußte, bat mich, die Anmeldungen vielleicht

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)