Seite:Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald.pdf/45

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Doch lächelnd sieht, vom Kreuz geschützt,
Der Mönch wie dort der Teufel schwitzt. –
Das Felsstück flog von ihm zur Seiten
Hinüber zu dem andern Stein;

95
Dort hängt es nun seit jenen Zeiten,

In Luft fast, wie es hat den Schein.
Doch Niemand kann’s hinunter bringen,
Obgleich’s kaum an dem Steine klebt;
Das macht, der Teufel hält’s in Schlingen,

100
Und freut sich, wenn der Mensch hier bebt.


Allnächtlich aber, wenn die Glocke
Zwölf eben schlug im Thurm zu Horn,
Kommt er auf einem Ziegenbocke
Geritten über Stein und Dorn.

105
Zum Rachewerk, das Bild zu stürzen,

Kommt er heran mit seiner Schaar;
So hämmern sie in Höllenschürzen
An ihm herum schon manches Jahr. –
Ihr seht, halb ist es schon zerschlagen:

110
Dem fehlt ein Arm, dem fehlt ein Bein –

Ach, unsre heut’gen Mönche jagen
Den Satan nicht mehr fort vom Stein!
Wo’s ihnen fehlt, ich kann’s nicht sagen,
Die Welt scheint ganz verdreht zu sein –“

115
Halt Freund! Da hat es Eins geschlagen;

He, Wirth, ein Gläschen kühlen Wein! –
Doch was ist das? Ich hör’ ja singen,
Selbst eine Fiedel hör’ ich gar!
Die Paare, die im Tanz sich schwingen –?

120
Die Mädchen dort mit braunem Haar –?

„Hier, Herr, ist Wein.“ Reicht ihn dem Schwager!
Die Hexen halten ihn hier fest.
„Herr, seine Pferde sind so mager –
Und dort ist horn’sches Schützenfest.“

125
Gießt ihm noch eins auf seinen Schädel!

So gut. – Jetzt fort im Mondenschein!
Ade, ihr braven horn’schen Mädel,
Auf Wiedersehn am Externstein!

 Ernst Meyer-Detmold.

Empfohlene Zitierweise:
: Das Hermanns-Denkmal und der Teutoburger Wald. Meyer, Detmold 1875, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Hermanns-Denkmal_und_der_Teutoburger_Wald.pdf/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)