Graue Nebelschwaden, im leichten Südwind ihre wunderlichen Formen dauernd ändernd, bald anzusehen wie dicke Dampfwolken, die einem unsichtbaren Riesenkessel entströmen, bald dahinziehend wie ein Chor schwebender, schleierumwallter Gespenster, dann wieder ungeheure Wogen bildend, die wie Mauern schwer und wuchtig weiterstrebten, – graue Nebelschwaden lagerten schwer über der Insel Kerguelenland und den sie einschließenden, zahllosen Eilanden und Klippen.
Kerguelenland – das ist der geographische Name der Gesamtheit dieser 131 Inseln und 160 größeren Klippen, die im südlichsten Teile des Indischen Ozeans gelegen, mancherlei Ähnlichkeit mit dem ebenso unwirtlichen, rauhen und düsteren Feuerland, der Südspitze Südamerikas haben.
Der Morgenwind, nur eine schwache Brise, nahm den Kampf gegen die den einsamen Archipel verhüllenden Nebelwolken immer kräftiger auf, je höher die Sonne stieg. Brausend brandete das Meer gegen die Klippen, mischte seinen weißen Gischt mit den grauen, feuchten Schleiern, bis diese sich mehr zerteilten, sich lösten und zunächst die äußeren Klippenreihen freigaben.
W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)