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Mit derselben kühlen Abgeklärtheit sprach der Russe weiter:

„Gewiß, wir haben den „Starost“ versenkt und die Besatzung außer Ihnen, Näsler, in die Hölle geschickt. Wir durften keine Mitwisser dulden. Das, was wir mit dem Golde vorhatten, war eine … heilige Pflicht, meine Herren. Es gibt Pflichten, vor denen alle sogenannten moralischen Grundsätze oder Bedenken zurücktreten müssen. Ich darf Ihnen leider nicht sagen, worin diese Pflicht oder dieser großzügige welterschütternde Plan bestand. Wir bildeten eine Gemeinschaft, die geschworen hatte, vor nichts zurückzuschrecken. Glauben Sie mir: die meisten von uns waren ganze Männer und auch meine Mutter und meine Schwester Olga rechneten mit dazu. Tatjanas Verrat, der Ihre Rettung, Näsler, zur Folge hatte, war die seelische Entgleisung eines halben Kindes, bei dem die erwachende Sinnlichkeit, die Liebe, selbst die Hemmungen eines Schwures ausschaltete. – Beurteilen Sie, meine Herren, unser Tun also nicht allzu hart. Niemals haben wir aus Selbstsucht Folterknechte und Mörder gespielt. Das Gold war nicht für uns bestimmt. Doch ich will mich nicht verteidigen …“

Er machte eine müde, gleichmütige Handbewegung.

Er log nicht. Aber trotzdem log er, heuchelte er, war scheinbar ein Todgeweihter, der nichts Arges mehr im Schilde führen könnte. Seine ganze Art, wie er seine Beichte vorgetragen hatte, war so sympathisch gewesen, daß mein Argwohn beinahe eingeschläfert wäre. Aber seit langem hatte ich mir ja vorgenommen, niemandem mehr

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Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/173&oldid=- (Version vom 31.7.2018)