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je erfahren. Russen, gewiß. Man merkte es wohl unserer Sprache an. Aber – was besagt Russen?! Rußland ist unendlich groß. Ob Bolschewisten, ob Emigranten, ob Zarenanhänger, – wen geht’s was an! Für die Geschehnisse hier ist’s so unwichtig. Jedenfalls hatte einer von uns vor Jahren den Kapitän Jörnsen hier nach Santa Ines als Matrose begleitet, war ihm nachts nachgeschlichen, beobachtete ihn, wie er mit der Wünschelrute hier an den Gestaden der Bucht nach Metallagern suchte. Jörnsen fand Gold, fand eine Ader, die an der äußersten Spitze des südlichen Vorgebirges unter Geröll zutage trat und sich dann unter Wasser weiterzog. Jörnsen sprengte nur ein paar Klumpen von dem Golde los, holte von seinem Schiffe dann heimlich eine Dynamitpatrone und vernichtete den zutage tretenden Teil der Goldader. Eine breite Masse Gestein rutschte nach dem Sprengschuß in die Tiefe, und niemand hätte mehr ahnen können, welche Schätze an jener Stelle verborgen waren. Einer wußte es außer Jörnsen, unser Landsmann. Und so sind wir denn, um nicht vom Land aus beim Abbau der unterirdischen Goldader beobachtet zu werden, auf den heutigen Tags durchaus nicht mehr phantastischen Gedanken gekommen, uns ein Heim unterm Meere einzurichten. Die Arbeit ging schnell vonstatten[1], denn wir hatten genügend Fachleute unter uns. Ich selbst zum Beispiel bin Ingenieuroffizier in der alten russischen Armee gewesen …“

Leon Turido (wie er sich nannte) schwieg und starrte auf die dicke Glastür. Was er uns bisher mit überlegener Ruhe mitgeteilt hatte, trug unverkennbar den Stempel der Wahrheit. Es stimmte ja: Jörnsen war Rutengänger gewesen!

  1. Vorlage: vonstotten
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Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/172&oldid=- (Version vom 31.7.2018)