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9. Kapitel.
Der Anden-Wirbel.

Ich bin kein Dichter. Ich schreibe zu meinem eigenen Vergnügen Selbsterlebtes nieder. Lyrische Ausführungen liegen mir nicht. Was mir liegt, ist die brutale Kraft aufrechter Männlichkeit eindringlich zu schildern, dazu die köstliche Natur, ob’s nun die Tropen sind oder die unwirtlichen Gefilde Feuerlands. Kein Dichter, nur Ingenieur einst – einst …

Und ich: das Bild drüben jenseits des grüngelben Vorhangs erschütterte mich. Das vom Monde zart bestrahlte Frauenantlitz zeigte einen Ausdruck so tiefer Verzweiflung, daß ich Joachims grausame Worte nicht begriff. Wie mußte er dieses Weib hassen und verachten, um so völlig sich selbst untreu zu werden – er, der bei all seiner selbstbewußten Nachlässigkeit niemals rüde oder unfein geworden.

Ich selbst kam mir als Horcher unendlich erbärmlich vor. Aber – ich wich nicht vom Platze.

„… Und wenn du um die halbe Erde auf den Knien mir nachkriechst, – – niemals – – niemals!! Weißt du denn noch immer nicht, du geile Dirne mit den Künsten einer Pariser Montmartre-Hure, – noch immer nicht, was du aus mir gemacht hast, was du mir raubtest …! Alles nahmst du mir mit diesen Nächten wahnsinniger Lust … Erbärmlicher wurde ich als der erbärmlichste

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/102&oldid=- (Version vom 30.6.2018)