Seite:Das Auge des Brahma.pdf/77

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

all der rätselhaften Warnungen Sarka-Manas? Bis zur ersten Vollmondnacht sollte Lundja-Mana zu ihrem Großvater zurückkehren, sonst –! Und dieses ‚Sonst‘ ist pünktlich eingetreten. Morgen werden wir zwei Körper nebeneinander in die Erde betten.“

Und so geschah es auch. Auf derselben Insel wurden die sterblichen Überreste meines Freundes und der jungen Inderin unter schlanken Palmen zur letzten Ruhe bestattet. Radscha Artasa hat später über diesem Doppelgrabe einen kleinen, tempelartigen Bau aus Granitblöcken errichten lassen, so daß Erich eine würdige Grabstätte erhielt. Eine Photographie dieses einsamen, mir heiligen Platzes hängt über meinem Schreibtisch neben einem langen Pfeile mit eiserner Spitze, an dessen Schaft verschiedene helle Bänder befestigt sind. Eines von diesen Bändern, dessen Ende fast schwarz von Blut ist, trägt in großen Buchstaben die Aufschrift von der Hand meines toten Freundes:

„Lundja-Mana.“




7. Kapitel.

Wie ich damals über diese ersten Wochen nach Erichs Tode hinweggekommen bin, wie es mir möglich war, ohne den zu existieren, an den ich mich so sehr gewöhnt hatte, weiß ich heute nicht mehr. Eine Stumpfheit, eine Gleichgültigkeit hatte mich befallen, die doppelt groß wurde, wenn die Tagesarbeit erledigt war und ich die Abendstunden dann allein

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/77&oldid=- (Version vom 30.6.2018)