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als leblosen Körper; aber auch der war ein Gebilde deiner Hände[1]. Du hauchtest ihm den Odem des Lebens ein, daß er vor dir lebendig ward. 6 Dann führtest du ihn ins Paradies, das deine Rechte gepflanzt hatte, ehe die Erde ward[2], 7 und legtest ihm ein einziges Gebot[3] von dir auf; er aber übertrat es. Allsobald verordnetest du über ihn den Tod, wie über seine Nachkommen[4]. — Aus ihm wurden geboren Völker und Stämme, Nationen und Geschlechter ohne Zahl. 8 Aber jedes Geschlecht wandelte nach seinem eigenen Willen; sie handelten gottlos vor dir und fielen ab[5]: du aber hast sie nicht gehindert! 9 Wiederum aber, als die Zeit gekommen[6], brachtest du die Sintflut über ’die Erde und‘[7] die Bewohner der Welt[8] und vertilgtest sie; 10 über sie alle kam der Untergang mit einem Male. Wie über Adam der Tod, so kam über sie die Flut. — 11 Einen aber von ihnen hast du verschont, Noah samt seinem Hause, alle Frommen, die von ihm stammten[9]. 12 Als nun die Erdenbewohner sich zu mehren begannen[10] und viele Kinder, ja Völker und zahlreiche Geschlechter erzeugten, da[11] begannen sie wiederum gottlos zu handeln, mehr als die Geschlechter vor ihnen. 13 Als sie nun so böse vor dir lebten, erwähltest du dir Einen von ihnen; der hieß Abraham. 14 Den hattest du lieb und offenbartest ihm allein das Ende der Zeiten, im Geheimen bei Nacht[12]; 15 du schlossest mit ihm einen ewigen Bund und versprachst ihm, seinen Samen niemals zu verlassen[13]. Du schenktest ihm Isaak, Isaak aber schenktest du Jakob und Esau[14]. 16 Und du erkorst dir Isaak, Esau aber verschmähtest du[15]. Und Jakob wurde zu einem großen Heer[16]. — 17 Als du aber seinen Samen aus Ägypten führtest und sie an den Berg[17] Sinai brachtest,

18 da[18] neigtest du die Himmel[19],
’bewegtest‘[20] die Erde
und erschüttertest den Weltkreis,
daß die Tiefen erbebten
und ’die Äonen‘[21] erschraken.




    Gen 2,7f. Dieser Zusatz hat den Zweck, das Problem: woher das böse Herz komme 4,4, zu verschärfen. Woher kommt die Sünde im Menschen, da doch der Mensch ganz allein von Gott herrührt?

    hat in diesem ersten Gebet alle seine Gedanken zusammenfassen wollen. Darüber und über der Form der Geschichtserzählung, die er gewählt hat (vgl. die Stephanuspredigt) und die ihn zwingt, mancherlei der Sache ferner Liegendes mitzuerzählen, hat die Durchsichtigkeit der Ausführungen etwas gelitten.

    Dieser Beginn des geschichtlichen Rückblicks mit Adam ist im Gegensatz zu den Propheten, die mit dem Auszuge beginnen, für die Apokalypsen und die neutest. Spekulation charakteristisch. Es ist dies eine Folge des weiteren Horizonts der späteren Zeit.

    δέσποτα κύριε Hilg. = אדני יהוה.

  1. Derselbe Ausdruck Apoc. Mosis (ed. Tischendorf) 37 τὸ πλάσμα τῶν χειρῶν αὐτοῦ Ἀδάμ.
  2. πρὶν τὴν γῆν παραγενέσθαι, jüd. Erklärung von מׅקֶּדׅם Gen. 2,8; vgl. Dillmann, Genesis⁶ zur Stelle.
  3. Syr Aeth Ar¹ Arm mandatum; zu dieser Bedeutung von diligentia vgl. Bensly, Missing Fragment S. 56.
  4. Syr (vgl. Aeth) et in generationes eius, Arm et omnibus, quae ex illo gentes erant, Lat et in nationibus eius = καὶ εἰς τὰς γενεὰς αὐτοῦ (דוֹרוֹת).
  5. Lat spernebant wie 7,76.79 ohne Objekt, = ἀθετεῖν (etwa פשׁע) oder καταφρονεῖν = בָגַד (Wellhausen).
  6. Nach der Anschauung 4,37.
  7. Syr super terram et super inhabitantes saeculum; vgl. Aeth.
  8. saeculum = αἰών.
  9. τοὺς ἐξ αὐτοῦ δικαίους πάντας (Volkmar).
  10. Gen. 6,1.
  11. Hier beginnt der Nachsatz; in diesem hebraisierenden Griechisch hat auch der Nachsatz καί.
  12. Gen. 15,9ff. Die Offenbarung, die nach Gen. 15 an Abraham geschehen ist, daß Israel 400 Jahre in Ägypten bleiben und von dort erlöst werden sollte, genügte der späteren Zeit nicht; daher wurde hineininterpretiert, daß dem Abraham auch das Ende der Zeiten damals geoffenbart worden sei; vgl. Ap. Bar. 4,4.
  13. Gen. 17,7.
  14. Nach Jos. 24,3 f.
  15. Syr Ar¹ odisti = ἐμίσησας = שָׂנֵאתָ vgl. Mal. 1,3. Bei Esau denkt der Verfasser nach 6,7-10 an die Weltmacht, Rom.
  16. Gen. 32,11.
  17. ἐπὶ τὸ ὄρος.
  18. Hier folgt der Nachsatz; vgl. zu 3,12.
  19. Ex. 19, 16; vgl. 1 Kön. 19,11 f. Ps. 18,8ff.
  20. Lat statuisti = ἔστησας; Syr Aeth Ar² commovisti = ἔσεισας Volkmar.
  21. Syr Ar¹ saecula = αἰῶνες = עוֹלָמׅים. αἰών ist hier wie 6,1; 8,20 = „Himmel“.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Gunkel (Übersetzer): Das vierte Buch Esra. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DasVierteBuchEsraGermanGunkelKautzsch2.djvu/23&oldid=- (Version vom 30.6.2018)