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7
Denn, nahn dem Ziel des Sehnens unsre Seelen,

Das unsern Geist zur tiefsten Tiefe zieht,
Dann muß der Rückweg dem Gedächtniß fehlen.

10
Doch Alles, was im heiligen Gebiet

Nur einzusammeln war von sel’ger Schöne,
Der edle Schatz, sei Stoff jetzt meinem Lied.

13
Apollo, Güt’ger, leih mir deine Töne[1]

Zum letzten Werk – mach’ ein Gefäß aus mir,
Werth, daß es dein geliebter Lorbeer kröne.

16
Mir gnügt’ ein Gipfel des Parnaß bis hier,

Doch, soll der Rennbahn Ziel der Sieger grüßen,
So fleh’ ich jetzt um beid’ empor zu dir.

19
Den Odem hauch’ in mich, den reinen, süßen,

Daß du hier stark, wie bei dem Wettkampf seist,
Den Marsyas kämpft’, um frevlen Stolz zu büßen.[2]

22
O Götterkraft, wenn du dich jetzt mir leihst,

Den Nachschein von des sel’gen Reiches Glanze


  1. [13 ff. Apollo selbst, nicht mehr blos, wie bisher, die Musen, wird jetzt angerufen; und weil nach Probus’ alter Erklärung zu Virgil’s Georg der eine Gipfel des Parnaß den neun Musen, der andere aber ihrem Haupt geweiht war, so konnte D. sagen, er bedürfe jetzt auch des andern. Nebenbei heißt dies: er bedürfe jetzt besonders höherer Unterstützung, um das Höchste, das Göttliche selbst zu singen.]
  2. 21. Marsyas hoffte durch sein Flötenspiel das Saitenspiel Apolls zu übertreffen, und verlor im Wettkampfe den Preis des Sieges und seine Haut. [Der Vergleich paßt übrigens nicht ganz.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_399.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)