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Gegenstand oder mein Eigenthum ist“ und dasselbe gesetzten Falles in einem Liebesverhältnisse, vom wiederliebenden, geliebten Gegenstande aussagt, so erhebt sich triumphirend unser Idealist: „Also doch Dalailamacultus! das heisst, sich zweimal verspeisen. Ich verzehre mein eignes Verzehrtwerden.“ „Max und Marie gehören somit in der Naturgeschichte der Liebe zu den Wiederkäuern.“

Doch da Herr Kuno Fischer so persönlich und pitoresk wird, wollen wir die Sache doch umkehren. Kuno liebt die Kunigunde und Kunigunde liebt Kuno. Aber Kuno liebt die Kunigunde nicht, weil er in dieser Liebe seinen Genuss findet, er geniesst die Geliebte nicht zu seiner Freude, sondern aus purer Aufopferung, weil sie geliebt werden will; er duldet auch etwaige Leiden ihrer Liebe nicht, weil die Liebe zu ihr ihn hinreichend entschädigt, also nicht aus diesem eigennützigen Grunde, sondern Alles ohne sich zu berücksichtigen aus purer Uneigennützigkeit. Kunigunde macht es mit Kuno ebenso. So hätten wir das ideale Paar einer Narrenehe, zwei Menschen, die sich in den Kopf gesetzt haben, ohne sich selbst im Andern zu geniessen, aus purer Aufopferung Eines das Andere zu lieben. Eine solche sublime philosophische Liebe mag Kuno Fischer für sich behalten, oder sich ein Pendant im Irrenhause suchen. Wir andern „rohen,“ „particularen“ Subjecte wollen lieben, weil wir Liebe empfinden, weil die Liebe unserm Herzen und unsern Sinnen wohlgefällt, und wir in der Liebe zu einem andern Wesen einen höheren Selbstgenuss erfahren.

Weiterhin verwickelt sich unser Kritiker in seine eigenen Widersprüche. Der „staatsauflösende Egoismus des Einzigen“ ist zugleich „der solideste Mässigkeitsverein,“ „in Wahrheit die Begründung der schamlosesten Despotie,“ deren „klirrenden verhängnissvollen Säbel“ der Kritiker schon hört. Der „klirrende Säbel“ wäre uns längst nicht mehr „verhängnissvoll“, wenn wir ihn nicht zu unserem