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nicht besiegt werden, wenn es anders siegen will. Warschau kann man eben daher nicht anführen, denn wir wissen, daß Polens Sache schon verloren war, bevor Warschau im letzten Kriege fiel. Die innere Entzweiung der Polen, ihr Erbübel, hatte sie schon vorher wieder vernichtet, und der glückliche Sturm der Russen auf die Hauptstadt, die den Kampf beendete, war nur das letzte äußere Resultat der Selbstentzweiung und Selbstverrätherei der Polen. Für Frankreich als den Staat, der bisher – denn was die Zukunft bringt, kann man doch nicht so apodictisch vorher wissen – das Centralisationssystem auf die äußerste Spitze getrieben hat, dürfte die Befestigung von Paris eine große Bedeutung haben. Mir ist es peinlich, die Stadt des europäischen Amusements von Festungswerken eingeschlossen zu sehen. Die heitere Beweglichkeit des pariser Treibens scheint mir in zu grellem Widerspruche mit den starren Mauern und Thürmen zu stehen. Vielleicht sind auch diese Wälle nur Vorarbeiten zu künftigen Boulevards, wenn die wachsende Bevölkerung wieder einen neuen Ring um die Stadt gelegt haben wird. Wenn man gegen den Bau von Festungen an Napoleon’s Verfahren erinnert, sie zu ignoriren, ihnen vorüberzumarschiren, so sagen die Militairs, er sei ein Genie gewesen, und für ein solches seien keine Regeln da; es modificire Alles. Wer steht ihnen denn aber dafür, daß nicht wieder ein Genie des Krieges kommt?“

Ueber das häufige Betteln in Königsberg sagt Rosenkranz unter Anderm: „Einer der allgemeinsten Gründe scheint mir die Indolenz der hiesigen untern Volksklassen zu sein. Der gemeine Mann ist schwerfällig, langsam, unerfinderisch, ja arbeitsscheu. Er setzt noch keine Ehre darein, sich selbst zu unterhalten, keine Unehre darein, unterhalten zu werden. So lange er sich im Nothstande befindet, verspricht er alles Mögliche zu leisten. „Erbarmen Sie sich!“ ist dann das dritte Wort, womit er uns antritt. Aber kaum ist der dringendste Moment vorüber,

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)