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Streit erheben, zu dem bei anderer Gelegenheit sich wol Raum finden wird. Hier genügt es, daß darin Bruno Bauer’s Christlichkeit überall in Schutz genommen wird, wenn auch die Art und Weise der Durchführung sich des Irrthums bezüchtigen lassen muß.

Daher wenden wir uns sogleich zur zweiten Frage. Zunächst steht hier Folgendes: „Indem die Staatsregierung den theologischen Facultäten diese (zweite) Frage vorgelegt, hat sie gezeigt, daß sie am weitesten davon entfernt sei, zu bestimmen, was in der Wissenschaft wahr sein und gelten soll. Hiermit ist von Seiten der Regierung die Lehrfreiheit aufs neue proclamirt und ihr durchaus kein Hinderniß in den Weg gelegt. Ja, ich hege selbst so unbedingtes Vertrauen zu dem Geiste und der Weisheit dieses Staates, daß selbst, wenn, was ich für unmöglich halte, alle Facultäten gegen den Bauer entschieden und auf seine Remotion antrügen, er weiser sein würde, als sie alle, und sich nicht zu einem Mittel für solchen Zweck hergeben würde.“ Welch ein „Nest von Widersprüchen“! Die „Staatsregierung proclamirt die Lehrfreiheit, indem sie den theologischen Facultäten die obige Frage vorlegt“! Proclamirte sie nicht vielmehr die Lehrfreiheit, wenn sie die Frage gar nicht einmal vorlegte? Aber sie soll sich auch wirklich so benehmen, als hätte sie dieselbe nicht vorgelegt: sie „soll sich nicht zu einem Mittel für solchen Zweck hergeben!“ Wozu soll sie denn fragen, wenn sie auf die Antwort keine Rücksicht nehmen will? Fragt man etwa Facultäten, was zu thun sei, wenn man schon im voraus darüber im Reinen ist, was man thun will? Daß die Regierung fragte, zeigt eben, daß sie die Lehrfreiheit von der Entscheidung der Facultäten abhängig machen wollte, und daß das wirklich ihre Absicht war, bewies der Erfolg, der Marheineke’s „unbedingtes Vertrauen“ zu Schanden machte. Wir sahen ihn schon oben zu Bruno Bauer’s drittem Bande ein unbedingtes Vertrauen hegen. Die eigentliche Vertheidigung

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)