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arbeiten müssen, wo sie das Gotteshaus nicht mehr besuchen können und den schlimmsten Versuchungen ausgesetzt sind! Wie viele Geschäftszimmer und Werkstätten giebt es wohl noch in unserer Hauptstadt, welche alle Sonntag-Morgen geschlossen sind? wie viele Läden, welche den ganzen Tag über nicht geöffnet werden? wie viele Maschinen, wie viele Stühle, welche den ganzen Sonntag stillstehen? Väter und Mütter, Vormünder und Pfleger der Jugend, wie viele Eurer Kinder besuchen wohl noch regelmäßig an Eurer Seite das Gotteshaus? wie viele hören wohl noch, gerade in den gefahrvollsten Jahren, wo die Richtung für ihr ganzes Leben sich entscheidet, das Wort des ewigen Lebens, welches sie vom Wege der Sünde abzieht und hier und dort sie zu seligen und Gott wohlgefälligen Menschen macht?“ — Und Angesichts dieses erschreckenden Bildes geht Ihr noch nicht in Euch, Ihr Geistlichen, und fragt Euch, ob die Schuld nicht an Euch liege? Greift doch in Euren Busen und erkennt, daß an dem Tisch der Knechte kein Freier sich setzen mag! — Mancherlei hätten wir über das Voranstehende zu sagen, wie wir freilich fast in jedem Worte des Schriftchens reichlichen Stoff zu Bemerkungen fänden; für die gewählte Kürze mag es genügen, auf Eine Stelle aufmerksam zu machen. Welch wunderliches Zeugniss legen unsere Geistlichen von ihrer Bildung ab, indem sie uns zurufen: Schämet Euch doch vor den Juden und seid — wie die Juden! Jeder gleißende Grund muß herhalten, wenn es gilt, die christlichen Gemeinen zu — überreden. Wenn die Juden „ihren Sabbath nie auf solche Weise entheiligen“, so sollten wir das doch für einen Beweis ansehen, daß ihren Bedürfnissen in den Synagogen eine bessere Befriedigung zu Theil wird, als unsere Geistlichen unseren Bedürfnissen zu gewähren verstehen oder — wagen. Lasset sie den Gemeinen nur statt der eingelernten Litanei ein freies Wort bieten, wie es aus einer frischen Seele und einem lebendigen Geiste

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Gegenwort aus Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. Berlin 1914, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)