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sich wenig um das, was er für Nebensache hielt. So zum Beispiel gewöhnte er sich nie an die strengen Regeln der Metrik der Alten; sein freier Geist band sich nicht an solche ihn beengende Formen. Namentlich sind seine Hexameter sehr oft nicht ganz kunstgerecht abgefaßt, worauf ihn schon Göthe aufmerksam machte.

Die Gabe eines angenehmen gesellschaftlichen Umgangs hatte wohl selten ein Mensch, wie Hebel sie besaß. Seine freundliche Heiterkeit, seine ruhige Sanftmuth, seine edle Bescheidenheit, seine eigenthümliche Laune, seine kindliche Naivetät, sein unerschöpflicher Witz, und sein tief eindringendes geistreiches Wesen machte ihn zum liebenswürdigsten Gesellschafter. In allen Orten und Gegenden, wo er sich aufhielt, weilte Jedermann mit Vergnügen in seiner Nähe; so wie es ihm selbst sehr angenehm war, in der Gesellschaft freundlicher und heiterer Menschen zu seyn, und zu ihrem Frohsinn beizutragen. Nur in großen glänzenden Versammlungen zeichnete er sich nicht aus; seine Bescheidenheit und Abneigung gegen alles Prunkende hielt ihn zurück.

In den ehelichen Stand trat er nie. Zwar hatte er vielen Sinn für das Glück eines stillen und vertrauten Familienlebens, und nach Allem zu urtheilen, würde er ein guter Gatte und Vater geworden seyn. Aber in seinen jüngeren Jahren mochten ihn seine geringen Besoldungsverhältnisse vom Heirathen

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXXIX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_81.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)