Seite:DE Hebel Werke 1834 1 80.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Lieder nennt, eine Freude in Ehren. Keine unedle Leidenschaft befleckte seinen Wandel. Begegnete ihm etwas Unangenehmes, so erhob sich sein Gemüth über das Schicksal, und der Geist der Zufriedenheit verließ ihn nie. Als er einmal einen bedeutenden Theil seines, erst in späteren Jahren erworbenen Vermögens, nämlich gegen 5000 Gulden, durch den Bankerott eines Mannes, auf den er ein zu großes Vertrauen gesetzt hatte, unerwartet verlor, so vernahm er die Nachricht mit bewunderungswürdiger Ruhe, und sprach davon mit einer Heiterkeit, wie sie nur das Gemüth besitzt, das die Fesseln der Erde nicht binden.

Unter seine Vergnügungen gehörten früher das Theater und gesellschaftliche Spiele. Später aber hatte er sowohl am Theater, als auch an gesellschaftlichen Spielen wenig Freude mehr. Nur in die Lotterie setzte er noch von Zeit zu Zeit, um, wie er sich ausdrückte, dem Glück, wenn es ihn je besuchen wollte, die Thüre nicht zu verschließen. An Concerten fand er wenig Vergnügen; und überhaupt liebte er bloß einfache und gemüthliche Musik. – Tafelmusik war ihm ganz zuwider.

Ein Hauptzug seines Charakters war Einfachheit und Liebe zur Unabhängigkeit. Alles Gezwungene und Erkünstelte war ihm fremd und zuwider. Frei von allem Pedantischen war sein Reden und Thun. Selbst im Wissenschaftlichen bekümmerte er

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXXVIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_80.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)