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Universität, als für ein Lyceum geeignet schien. Aber die Einladung zu einer Fahrt auf dem Rheine nach dem Punkte hin, wo der Rhein und der Neckar zusammenströmen, nahm er an. Mit einer Gesellschaft von Freunden und Freundinnen entschloß er sich, an den Rhein zu gehen, und einen Kahn zu besteigen. Unter diesen befand sich auch die Gattin eines Freundes, der seit Hebels letztem Besuche gestorben war. Hebel bezeugte ihr seine Theilnahme. „Wenn wir alt werden,“ setzte er hinzu, „wandeln wir auf einem großen Kirchhofe. Glauben Sie mir, ich fühle das.“

Schon stand die Sonne ziemlich tief, als er mit seinen Begleitern den Kahn bestieg; aber heiter und ungetrübt leuchtete sie mit ihren sanften Strahlen, die sich über die stille Wasserfläche des prächtigen Rheinstroms verbreiteten. Es war, als ob die Sonne die Gegenwart des großen Sängers der Natur verherrlichen, und ihm an seinem letzten fröhlichen Abend noch einmal ein feierliches Lebewohl sagen wollte.

Unter heitern Gesprächen fuhren sie den Strom abwärts. Als sie sich aber der Landspitze näherten, bei welcher der Rhein und der Neckar sich vereinigen, bewegten sich vom Ausflusse des Neckars her zwei Kähne ihnen entgegen. Der eine, mit festlichem Laub geschmückt, trug die Schüler der obersten Klasse, die ihn hier empfangen wollten; auf dem andern befanden

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXIX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_71.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)