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Herzen der Schüler zu gewinnen wußte, eignete er sich ganz vorzüglich zum Lehrer. Bei allen seinen Schülern erwarb er sich Achtung, Liebe und Dank.

Außer dem Unterrichte, den er an dem Pädagogium ertheilte, besorgte er zuweilen auch kirchliche Geschäfte. Er predigte manchmal theils in der Stadt, theils in der umliegenden Gegend. Auch in dieser Hinsicht fand er vielen Beifall.

Besonders aber gewann er durch das Angenehme seines gesellschaftlichen Umgangs die Herzen derer, die ihm nahe waren. Er lebte unter einem, durch gesunden Verstand, gefühlvolles Gemüth, einfache Sitten und redliche, fromme Denkungsart sich auszeichnenden Volke, das den Umgang mit einem Manne, wie er war, nicht anders als sehr hoch schätzen konnte. Mit seinem geistreichen Wesen, seinem eigenthümlichen Scharfsinn und seinem unerschöpflichem Witz, so wie mit seiner freundlichen ungeheuchelten Gemüthlichkeit und Einfachheit der Sitten, und dabei mit seinem heiteren und frohen Sinne zog er die Menschen aus allen Ständen und vom verschiedensten Alter an sich. Bei ihm fand der Landmann wie der höhere Gewerbsmann, und der wissenschaftlich gebildete Staatsdiener angenehme Unterhaltung. Wie der Knabe und der Jüngling, so schloßen sich der Mann und der Greis im Umgange gern an ihn an. Wer in jener Gegend wohnte, und ihn kennen lernte, liebte und achtete ihn.

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite XVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_18.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)