Mein Verstandskasten war noch immer so etwas in Unordnung …
Sandgrube … Tote Liese … Ermordeter Schnack … Gasbombe … Lia Manara …
O – – das war ein Mischmasch, aus dem man sich immer schwerer herausfand. Wo war da Anfang und Ende?!
Alles Stirnreiben half nichts …
Ich beendete meine Toilette … Schade, daß ich hier kein Rasiermesser zur Hand hatte. Mein Stoppelbart störte mich … Ich wollte mich der Prinzessin und der Duchessa doch nicht gern mit diesem Bürstenkinn präsentieren …
Hm – – Rasiermesser …! Das gab’s hier nicht … Aber … da war ja das Bild Lia Manaras … Ob ich’s mir nicht mal näher anschaute? Vielleicht stand eine Widmung auf der Rückseite … Vielleicht fand ich durch diese Widmung eine Erklärung dafür, wie die Photographie der Filmdiva hier nach Nordland in dieses einsame uralte Schloß gelangt war …
Ich zog das Bild aus dem Rahmen …
Ja – es gibt Momente im Leben selbst des blindesten Huhns, die sozusagen Höhepunkte des Daseins vorstellen …
Hier … fand ich ein Korn – kein Körnlein …
Hier las ich auf der Rückseite des Bildes in seltsam energischer Frauenschrift in italienischer Sprache:
Wie ein eisiger Odem schien es mir aus diesen Worten entgegenzuwehen …
Ich starrte auf diese Inschrift …
Das war keine Widmung … Niemals! Das war nicht Lia Manaras Schrift! Das konnte nur die Herzogin oder ihre Schwester, die Prinzessin, geschrieben haben …
Rache – – über das Grab hinaus!!
Weshalb – – weshalb Rache?! Was hatte die liebreizende Filmdiva begangen?! Denn – – nur ihr konnte ja diese entsetzliche Drohung gelten! Und – – wie mußte Lia Manara gehaßt werden, daß man sogar ihr Bild hier
Max Schraut: Dämon Rache. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Rache.pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)