Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Lähmung, diesen Zustand vollkommener geistiger und körperlicher Machtlosigkeit, inzwischen abgeschüttelt …

„Larnöörg,“ sage ich dumpf, indem ich auf den auf einem Tische ausgebreiteten Inhalt der Taschen des Toten deute, „lieber alter Kamerad und Kollege, – wenn diese vergänglichen menschlichen Reste nicht Harald Harsts Leiche sind, dann ist dieser Harald Harst doch zum mindesten in der Gewalt rücksichtslos brutaler Menschen, die ihn gefangen halten und die einen anderen töteten, um den Anschein zu erwecken, der große Harst gehöre nicht mehr zu den Lebenden … – Wo liegt das Schloß des Prinzen?“

Larnöörg legte mir da beide Hände auf die Schultern …

„Schraut, Schraut, – machen Sie keine Dummheiten! Wollen Sie etwa …“

„Wo liegt das Schloß? Ich habe nie davon gehört, daß …“

Der Inspektor seufzt … „Es liegt in den Wäldern nördlich vom Holmenkollen, dem berühmten Ausflugsort … Jeder Autochauffeur fährt Sie hin … Aber – – eine Bitte: Seien Sie nicht voreilig, Schraut! Der Prinz ist mit einer Schwester der Herzogin verheiratet und dafür bekannt, daß er sich weder um Tod, Teufel noch Gesetz und Recht kümmert … Man hält ihn für … für geistig nicht ganz normal, unter uns gesagt … Dabei ist er …“

Ich eile bereits davon …

Dieser Ungewißheit, ob Harald wirklich mir für immer genommen sein sollte, muß ein Ende gemacht werden.

Ein Mietauto schlängelt sich auf glatter Fahrstraße mit mir zum Holmenkollen empor … Ich lehne in den Polstern und sehe rechts von mir die Zahnradbahn, gefüllt mit Touristen, demselben Ziele zustreben … Ich sehe lachende, frohe, sorglose Gesichter … Sehe all die Schönheiten nordischer Landschaft, sehe die Pracht uralter Wälder und den tiefen Ernst grauschwarzer Granitmassen … Bis ein kurzes, tiefes Tal sich vor mir öffnet und inmitten finsterer Tannenkulissen ein uralter Steinbau mit zwei massigen, trotzigen Türmen sich erhebt: Schloß Gülderhall!

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Dämon Rache. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Rache.pdf/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)