37. Der Sonntag.
Kind. Die ganze Woche freu’ ich mich,
Du guter Sonntag nur auf dich;
Ich darf mein schönes Kleid dann tragen,
Und das hat viel bei mir zu sagen.
Doch sollt’ es deine größte Freud’
Nicht sein; denn schöne Kleider tragen,
Das, liebes Kind, will nicht viel sagen.
Kind. Ich sag’ auch gern ein Verslein her
Ich höre beten dann und singen,
Seh’ Kindlein zu der Taufe bringen.
Sonntag. Nun das ist eine bess’re Freud’,
Als nur ein schönes neues Kleid.
Das wird dir meine Liebe schenken!
38. Der Zahn.
Kind. Ach, wie kannst du mich denn plagen,
Böser Zahn, und doch nicht wagen
Darf ich’s, dich herauszureißen,
Muß den Arzt noch kommen heißen.
Immer mußt ich Zucker nagen,
Du bist Schuld, wenn schon so lang’
Ich dir mache Angst und bang.
Wilhelm August Corrodi: Fünfzig Fabeln und Bilder aus der Jugendwelt. Zürich 1876, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Corrodi-Fabeln_und_Bilder.djvu/58&oldid=- (Version vom 17.8.2016)