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eines hier privatisirenden Gelehrten, sodann eine orientalische Sibylle, und das launige Gesicht Eulenböck’s aus Tieck’s gediegener Novelle: Die Gemälde, im Gleditsch’schen Taschenbuch zum geselligen Vergnügen 1822. Letzteres ist ein Meisterstück, das auch den Unbefangensten ansprechen muß, der keine Idee von Kunst hat, denn es ist wunderbar tief aus dem Leben gegriffen und von der geistvollsten Behandlung. Tieck selbst hat Oechs zweimal gesessen. Das zweite Bild ist von der höchsten technischen Vollendung, Geist und Ausdruck des Dichters so wahr und tiefsinnig aufgestellt, daß man erstaunt, bis zum Erschrecken lebendig wird das Bild, wenn man es eine Weile fixirt. Das tüchtige und unnennbar kräftige Streben des wackern Oechs in einer Zeit, wo so viele in dieser Art der Malerei, die etwas besseres könnten, es nicht zu wollen scheinen, verdient Anerkennung und Würdigung. Die Liebe, mit der er alle Details behandelt, die Wahrheit, die Großartigkeit bei der gediegenen Vollendung bis in das Kleinste hinein, sind nicht genug zu preisen. Referent nennt noch zu den schönen eignen Erfindungen des sinnigen und geehrten Meisters seine Mignon nach Göthe, mit einer Gluth und Liebe aufgefaßt, die das tiefste Herz des Beschauers ergreift. Ganz vergißt man bei Oechs Meisterwerken, das sie Miniatur sind, denn alles ist plastisch, und alles harmonisch, und wahre Schöpfungsgluth lebt in ihnen.

Vieles bliebe noch zu berichten, zu berühren; Ref. nennt Ihnen nur noch das Neueste, die Fresko-Gemälde des würdigen Professors Carl Vogel im Königssaal des neuangebauten Flügels im Schlosse zu Pillnitz.

Bereits sind vier vollendet, schräg in den Ecken angebracht an der obern Wölbung, leicht und kühn hervorschauend aus ihrem vollen Blumenkranz und dem goldnen Rande auf luftblauem Grunde: die vier Elemente der Künste, Poesie, Liebe, Anmuth, Philosophie. Vier andere, erst entworfene Darstellungen, werden dann die Künste selbst mit ihren Genien und mit den Bildnissen der erhabensten Meister darstellen. Das Ganze ist so sinnig, so tief durchdacht, so klar durchsonnt und gereift, wie noch je das Werk eines hohen Meisters gewesen, und würdig steht es Allem zur Seite, was es jemals Großartiges, Schönes und Liebliches gab. Die Anordnung des ganzen Baues der von oben beleuchteten Rotonde, die Sinnigkeit aller Verzierungen (der Bau ist ein Werk des gelehrten, vielseitig gebildeten und in jeder Hinsicht verehrungswerthen Hofarchitekt Schurig) – Alles steht in würdigem Einklang mit der Herrlichkeit der den Saal ausschmückenden Arbeit von des Meisters Hand. Nur daß die Säulen Ref. etwas zu stark erschienen, und das etwas grelle, dunkle Gelb der Masse, die sie vorstellen, zu dem Effect der übrigen sanften Färbung in Blau und Weiß nicht ganz günstig gewählt erscheint.

Die Figuren auf den vier Freskogemälden sind alle sehr glücklich schwebend dargestellt, die drei Grazien sind von ihrem luftigen Schleier, der sich phantastisch um sie der schlingt, wie von zarten Fittigen getragen; die Poesie, ein himmlisch schönes Gebilde, hebt sich in der Sternenglorie und der ihrem Haupte entsprießenden Lorbeerkrone selig empor, umflügelt von den süßesten Engeln greift sie, gen Himmel blickend, in die Saiten der herrlichen Lyra; die Philosophie, Sibyllinisch und priesterlich von der Stirnbinde umwunden, hat einen Genius, der in ein Buch sinnend blickt, einen andern, der hinauf schaut nach Erkenntniß und Wahrheit, zur Seite schweben; die Liebe ist mit drei Genien umflügelt, einen küßt sie, den andern leitet sie, den dritten nährt sie an ihrer Brust, und ihr süßer Blick schaut nach der Heimat auf, der sie zuschwebt. Wer mit Kunstkenntniß und Schönheitssinn diese Gebilde anschaut, erstaunt ob der ätherischen Leichtigkeit der Gruppen, der Kühnheit der Zeichnung, der Trefflichkeit der Behandlung, der antiken Schönheit der Drapperie und Anordnung, der Harmonie der Zusammenstellung und Färbung, und der Sicherheit und Besonnenheit, mit welcher der Raum benutzt ist, der, schräg und in die Ecken hinein sich wölbend, als umgekehrte Piramide nach unten spitz zulaufend, äußerst schwierig zu benutzen war. Wie müßte sich Cornelius freuen, wenn er, der Gleiches auf gleichem Wege erstrebt und erringt, dies entzückende Ganze, so reich in der Einheit und so einfach im Reichthum erblickte!

Wenn die vier großen Wandgemälde fertig seyn werden, zu deren Vollendung die leider ungünstigen kalten, kurzen und feuchten Tage des Herbstes bestimmt sind, so wie diesen März begonnen, dann warten Sie auf nähere Nachricht. Des Königs Aufenthalt in Pillnitz vom 8ten Mai bis im Herbst verhindert, daß die schönen Sommertage zur Ausführung von Kunstwerken benutzt werden, denen jede Begünstigung von außen her zu ihrer Entwickelung zu wünschen wäre! Daß das drei und fünfzigste Jahr der gesegneten Regierung Friedrich August’s mit einem so seltnen und so vollendeten Erzeugniß hoher Kunstfertigkeit und weiser, liebevoller Erfindung bezeichnet wird, ist eine Immortelle in des königlichen Greises Kranz, die gewiß sein innerstes Herz mit ihrem Duft erquickt. Möge er sich lange und vollkommen ungestört des Ganzen erfreuen, wenn es vollendet da stehen wird, ein Denkmal seiner Liebe zum Schönen und Guten!


Die allgemeinste und liebevollste Anerkennung verdient die neue Sammlung der 20 radirten Blätter des wackern Landschafters Johann Philipp Veit hierselbst. Dieser gediegene, herrliche Künstler, so tüchtig und liebevoll in seinen Bestrebungen, so wahr und treu in seinen Darstellungen, so anspruchslos und einfach in der Auffassung und so kunstvoll in der Ausführung, ist gleichfalls einer von den besten und verdienstvollsten Künstlern der Zeit, für die Niemand in die Posaune stößt, eben, weil das ihrer unwürdig wäre, und weil sie so schlicht und still durch das Leben gehen, nicht rechts noch links schauen, und nicht um Beifall mit

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Unbekannt: Kunstnachrichten aus Dresden. Brockhaus, Leipzig 1822, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Conversations-Blatt_Kunstnachrichten_aus_Dresden_1822.djvu/2&oldid=- (Version vom 28.11.2024)