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Er gab den Herren zu Dobberan,
Zechelin und Glyn sein gedachte zu han,
Von ihm entsprungen schöne Knaben,
Eine Fürstin von Anhalt er wolt haben,
Von der sind Heinrich, Johann, Bernhardt;
Der letzte starb in kurtzer Fart,
Sein Kinder er gedacht in Tugend im best,
Er bauet seine Städte, sie wurden fest,
Genoye, Rebell, Malachau, [s 1]
Die Marggraffen sprachen nun zuschau,
Otto und Johann sie wahren genant,
Ist der nicht uns mit verwand,
Wir sollten je sein Herre wesen:
Er sprach, ich hoff mag noch genesen,
Mein Bruder und ich sind Zuversicht,
Dann Gott zu dienen niemand verpflicht,
Er ward darnach ein Tag geleget,
Unerschrocken als er pfleget,
Zwischen Plau und Prietzbalch gar,
Besuchte den mit wenig Schaar,
Die andern hat er hinter sich,
Sprach werdet ihr vernehmen mich
Mit Zeichen, folget auf der Stunde,
Beyde Marggraffen Rede ihm geben begunden
Die den Herren zu leyden schwere,
Sie fragten erst umb solche Mähre,
Warumb die Städte (sind oben genant)
Er hatte gefestet, der Gräntze zur Hand?
Er sprach, ihr waret eine Zeit überelegen,
Uns Jungen, als Witzige pflegen,
Nun hat mein Bruder und mir gegeben
Von Himmel Gott, dass wir unser Leben,
Selbst mögen regieren die Baure;
Der Marggräffen Rath, ich meine ihr laure,
Unsern Herrn, sprache er, bald aus Grimme,
Aus dieser Städte noch süsser Stimme,
Ihr sprechet und gebet feile bass
Der Herr sprach: Wisset ihr das,
Ihr habt gegeben euer Kleid, Vestis Brandenburgica Dominorum Werlsenium.
Zu kommen herauff auf gut Geleit.
Des Geleits Herren gestehen wir nicht,
Unter diesen zweyen seyd eins bericht,
Folget, oder singet unsern Thone!
Der Herr der antwortet klug und schone,
Sie solten sie ihrem Schild nicht schwertzen,
Und bringen ihn so zu Schmertzen,
Er machte mit seinem Hute ein Schimpff,
Die Kleider zog abe mit Gelimpff.
Auf einem Baum die er schwang,
Umb seinem Hut ein Schnur was lang;
Er schweiffet, und sprach, folget nach,
Des kam der Marggraff in Ungemach,
Die Seinen kommen zu hessen bald,
Und folgeten ihren Herren dergestalt,
Der Marggraff kam in die Flucht,
Sechsig von Adel man fangen bracht,
Dazu der Knechte eine grosse Bahn,
Er liegt begraben zu Dobberan,

Das II. Capitel.
Von seinen Söhnen Johann und Heinrich.

SEin ältester Sohn genant Johann Johannes.
Mit seinem Brüdern regieren began,
Vor Lindau des Graffen Tochter dar,
Er nahm 5. Söhne die ihm gebahr,
Nicolaus, Johann, Gunter, Heinrich, beredt,
Die letzten zwey wurden gelehrt,
[632] Geistlich in den Priester-Orden,
Zu Rebell blieben begraben worden,
Gunter ward ein Thum-Herr eben,
Zu Magdeburg liess auch da sein Leben,
Er Nicolaus nahm aus Dennemarck zart,
Des Königs Tochter und bis sie ward,
Eines rechten Alters mit seinen fiene,
So zog er sie zu Dobbertine,
Von vier Jahr alt unter Jungfrauen schon,
Rixa genant, der Tugend eine Crone.

Das III. Capitel.
Wie Herr Johann starb und sein Bruder Heinrich auch ein Weib nahm, und von seinen Söhnen ermordet ward, und wie Herr Nicolaus ihr Vätter das rächete.

HEinrich des alten Johann Bruder,
Heinrich und Nicolaus zeuget, ihre Mutter Henricus.
In Schrifften nirgends gezeigtet an,
Er nahm ein ander Frau fort an.
Von Lüneburg seinen Söhnen uneben
Das kost dem Herren hernach sein Leben,
Noch nahm er die dritte fürwahr,
Gebohren von Stettin, die gebahr,
Ihm Barnim, ein Mönch solt er seyn,
Zu Colbas, starb in Orden fein,
Heinrich sein Sohn der tracht mit Sinne,
Mit seinem Bruder, und worden des inne,
Wie sie ihren Pater möchten fahen,
Zu Unglück haben ihn todt geschlahen
In Rügen bey dem Dorffe Sale,
Dobberan[s 2] begraben, ihr Glück wird schmahle,
Denn Herr Nicolaus ihr Vätter obgenand,
Der jagete die Mörder aus dem Land
Doch kam Herr Heinrich na zu Schwan,
Er möcht aber nicht werden eingelahn,
Vor dem Schloss auf blossen Stroh
Er lag, der Voigt war unfroh,
Er ward vom Ambte gesetzet abe,
Vom Herren, man sahe ihm förder trabe
Nach Güstrau, er war willkommen nicht,
Nach Waren war sein Weg gericht,
Die waren gereit an Herren Nicolaus Hand,
Wie bald zu Pentzelin er rannt,
Die Hilden den Herren mit grossen Schaden,
Den Löwen von Mecklenburg dauchte geraden,
Er wolt auch von den Wilt ein Ort,
Umb seinen Vättern erhub sich fort,
Nahm in Schwan[s 3] gar bald mit Macht,
Das geschahe mit List gleich bey der Nacht,
Die Zeit so starb der Bruder ein,
Vor Leyde Er Nicolaus recht ich mein,
Als bald der Löwe gewann die Stadt,
Die noch die Löwe zum Nahmen hat,
Besatzt die wohl, so ward gemacht,
Ein Tag zu Rostock und gedacht
Durch Wisla der Rügen Fürsten fin
Und Bugisla (Bugschlaff) Hertzog von Stettin,
Nach frede Herr Heinrich fodert bald
Sein genommen Städte, Herr Nicolaus schalt
Ihn vor ein Mörder offenbahr,
So ward der Tag am Ende gar,
Die von Rostock als die klugen Leute
Dachten, möchten wir den Storm bedeute,
Zum besten befohlen die Thorn zu schliessen,
Das gunt Herr Heinrich sehr verdriessen,
Zu Fusse er machte sich do danne


Anmerkungen Wikisource

  1. Genoye = Gnoien, Rebell = Röbel, Malachau = Malchin?
  2. Kloster Doberan
  3. Schwaan
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 631. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_631.jpg&oldid=- (Version vom 28.7.2023)