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Nach seinen Töchter viel Herren Begier
Trugen Meissen und Hessen-Land,
Dem Stamm nach manchen heute bekant,
Die heiligen Städte er suchete gerne,
Er war zum heiligen Lande ferne
Mit seinem Adell schöner Schaar,
Rom er auch besuchte dar,
Vom Pabst gehalten in grosser Ehre,
Die Römer den Herren lobeten sehre,
Seinen Hoff besucht mannig Edelmann,
Und wolten je nicht gerne von dann.


Das LXXX. Capitel.
Von dem Kriege den Hertzog Magnus mit den von Rostock gethan, und wie Bürger, der Fürsten ihren Cantzler todt schlugen genant Herr Thomas Rohde.

MAn darff nicht sorgen wie Unglück kömt, Magni Ducis Elogium. Rostochiensium tumultus et furor.
Fält über einen Zaun, das ist nicht frembd,
Mit dem von Rostock wuchss ein Groll,
Der Fürsten Cantzler gab den Zoll,
Den schlugen ihn die Bürger todt,
Darnach so hub sich Jammer und Noth,
Sie lieffen zusammen wie die Schwin,
Solch Schertz erharren das ist nicht fin,
Sie waren ihm selbst unter Augen,
Die Fürsten einen Thum GOtt wolten bauen,
Das wolten die Bürger nicht gestatte,
Viel Unglück kommet von tollen Rathe.
Der Fürste mit seinem Bruder gut
Balthasar, trugen frischen Muth,
Mit ihrem Adell sie griffen an,
Mit Streit, das kost wohl etlich Mann,
Zuletzt nicht wolten seyn gezahlet,
Die Fürsten beyde wohl gestalt
Beweiseten so ihr Fürstlich Hand,
Das noch ihr Tadt ist wohl bekant;
Die von Rostock lieffen auch nicht leere,
Es ward all ledig, was vor war schwere,
Sie beweiseten ihre Mannheit also lange,
Wer springen will, begehrt der Stange.
Die Fürsten theilten milde Gnade,
Ich glaub es was wohl an ihren Schade,
Zerren und wüsten bringet selten gut,
In Frieden trägt man guten Muth.


Das LXXXI. Capitel.
Wie die Juden zu Sternberg von einem Priester Herrn Peter Dan das heilige Sacrament kaufften und marterten, und Hertzog Magnus sie liess verbrennen, und weiter von Hertzog Magnus, und Hertzog Balthasar seines Bruders Tode.

BEgab sich auch zur selbigen Zeit, Hostia Sternbergensis.
Zu Sternberg in die Stadt, die leyd, lieget,
In Wenden, wohnt ein Priester wilde
Sein Uebelthat und unchristlich Milde
Ihn dahin bracht, er nahm zu Gemüthe,
Er wolte verkauffen unsern HErrn Güte,
Damit er wolt machen seinen Hafen loss,
Von der Jüdin, der was nicht gross
Und gar geringes Schatzes werth,
Die Jüdin gleich desselbigen begehrt,
Drey Hostien bracht in seiner Hand
Der Priester, war Herr Peter genand,
Die Juden wurden in Freuden erquicket,
Zu der Zeit sichs so eben schicket,
[626] Sie wolten halten eine Hochzeit
Einer jüdischen Jungfrauen fern und weit
Sie thaten an allen Juden Schreiben,
Wolten ja nicht aussen bleiben,
Sie hatten vor einen freudessahmen Tag,
Der geladen wenig die Zeit verlag,
Eleazarus war der Sachen bericht,
Den alten Juden endecket die Geschicht,
So nahmen sie heimlich und verborgen,
Sie stachen die Hostien ohne Sorgen,
Ohne alle Barmhertzigkeit, das mit Zwang
Das rothfarb Blut herausser drang,
Die Juden waren so verblind,
Meinten nicht JEsum das Kind
Do dann erlöst menschlich Geschlecht,
Ein Priester mit Worten ihns Brodt brecht,
Sie erschracken bald und gaben Rath,
Dass ihn nicht Unglück brecht die That,
Es halff nicht Wasser, es halff nicht Feuer,
Das sie umbrachten den Heyland theuer,
Den Priester die Jüdin must thun kunden
Das Wunder, und bat ihn zu den Stunden,
Er wolt seinen GOtt verwahren bass,
Erst Traur und Leyd den Priester besass,
Er wolte das haben zum Munde empfangen,
In keine Wege aber kunts erlangen,
Die Göttlich Kraftt ihm das verbot
Des kam er weiter in Leyd und Noth,
Er stack das mit dem Tüchlein zarth
In eine alte Leuchte die fart,
So blutig, und begrub das bald,
Ihn liess nicht schlaffen die Gestalt,
Tag und Nacht dacht daran,
Zuletzt erdacht der arme Mann
Ein Rath, und saget im Traum er hätte
Gesehen schlaffend in seinem Bette,
Wie lege ein Sacrament begraben,
Die Gegend zeiget, do dann erhaben
Ward gerücht, man tracht ihm nach,
Das kam ihm selbst zu Ungemach
Wer schuldig ist, verberget sich selt,
Kein Schalckheit bleibet ungemeld,
So als er mit einer grossen Schare,
Der Priester und ander die mit Lahre
Begnadet, anzeigt den rechten Ort,
So ward vermerckt der Mann so fort,
Sein Uebelthat ward ihm leyd und hart,
Er ward gefangen zu der Farth,
Hertzog Magnus der Fürste lobendreich,
Durch Schrifft erschrack die Märe gleich,
Und bracht darzu mit solchem Dinge,
Dass man die Juden balde finge,
Sein Fürstlich Gemüth die Schwachheit trübet,
Nach seinem Willen ward geübet
Fleiss, sie ihre Straffe nahmen,
Wenig die den Feuer entkahmen,
Leazarus entriss zu seinem Glücke,
Eren Peter sach man barmlich zucke,
Mit isern Zangen aus der Gluth,
Jedoch so behielt er Christlich Muth,
Ihm war seine Sünde im Trauen leyd,
Die Stede besucht man weit und breit,
Der Edel Fürst von der Zeit an,
Keinen Juden wolt im Lande han,
Nach vielen guten Wercken und That,
Der allmächtige GOtt den Fürsten hat,
Befodert, liebet Friede sein Tage,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 625. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_625.jpg&oldid=- (Version vom 26.7.2023)