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Er hatte König Erich und Holsteiner Mann,
Genand Graff Gerhardt und Johann,
Herr Heinrich Graff von Schwerin,
Graff Nicolaus von Wittenberg mit wolt sin,
Herr Johann von Werle Hauptmann was,
Seines Gefängnis trug er billig Hass,
Der Streit bey Gransoy nahe geschach,
Bey Stulendorp kam in Ungemach
Der Märcker viel, und nahm die Flucht,
Der Mecklenburger doch viel todt gebrocht
Wurden, aber brachten gefange
Acht Graffen, den ward vor Leyde bange,
Unter ihn Wennigerode und Mansfeld,
Von Ilenborg muss auch geben Geld,
Man kan nicht allezeit Beute gewinnen,
Der Marggraff wolte der Kermess entrinnen,
So schlug ihn einer unter das Ross
Vom Helm, sein Kopff auch ward do bloss,
Und hätten die Seinen nicht geeilet,
Er hätte geringe ein Schnap verweilet,
Der Graff von Mansfeld ihn halff zu Pferde
Von seinem Ross fiel zu der Erde,
Der Löwe lies nicht ledig aus,
Ein Bauer mit seiner Axt im Sauss,
Vor seinem Helm ihm gab im Grimme,
Dass er verloss beyde Gehöre und Sinne,
Ein gute Weile, und verloss auch gleich
Herrn Johann von Holstein, der war reich
Des Königs von Dennemarck Bruder gut,
Ehrichs, der Löwe wohl gemuth,
Seine Beute bey den Buchholtze
Theilet, und gab um sich stoltze,
Der Marggraff in der Herbstzeit,
Friede erlanget, so fiel der Streit,
Stargard er von neuen zustalte,
Was jeder gewonnen, das macht er halte.
So krieg der Löwe Bredenhagen Gericht
Wer jaget den andern, ruhet selber nicht.


Das LIX. Capitel.
Wie der Löwe nach dem Streit einen Hoff hielt zur Wismar auf seinen Hofe.

IN dem nahesten Sommer darnach,
Auf des Löwen Schrifft man kommen sah,Reconciliatus per
Henricum
Leon

Von Dennemarck König Baldomar
Hertzog Erich und Johann von Sachsen dar,
Von Holstein Gerhardt, und Johann,
Zwene des Nahmens von Werla fort an,
Von Wittenberg und Schwerin die Graffen,
Ihre Nahmen sind oben in Schrifft erhaffen,
Vertrug die Zeit König Baldomar
Mit König Erich, das ist wahr,
Er hatte viel Adels und Bischoff geladen,
Sie lebten im Sause, war ohn ihren Schaden.


Das LX. Capitel.
Wie der Löwe mit Graff Gerhardt in Dittmarschen zog.

UEber die Elbe an Hollsteter Land
Dittmarsch liegt, ist wohl bekandt,Hujus Bellum
Ditmarsicum.
al. die Ditt,
Ditmarscher

Und ist von vielen Graben unfangen,
Darüber springen die Luit (Lüde) mit Stangen,
Und können nicht viel Dampffs leiden,
Darum Graff Gerhardt kam zu streiten,
Der Löwe nicht der letzte wolt seyn,
Verachtung bringt offt Schade und Pein,
Noth offt hat Verzagten gegeben
[614] Trost, das errettet sein Leben,
Die Ordnung macht der Graffe schlecht,
Sie lieffen als Herr Omnis pflegt,
Und meinten, wären zu Kirchniss geladen,
Des kommen sie bald in Leyd und Schaden
Sie worden geschlagen in die Flucht,
Gefangen drey Graffen mit grober Zucht,
Lötzkan, Wunstorff und Gammen eben,
Viel Holsteiner müssen lassen ihr Leben.


Das LXI. Capitel.
Wie die Märcker, nach Tode Marggraff Baldomars wieder Krieg gegen Löwen anfingen.

ALs er kam aus Dittmarsch rein,
Sein Fell zurissen, seine Beute war klein,Bellum cum Marchicis.
Die Marckleute wolten ihren Schaden rächen,
Den Frieden gemacht, sie thaten brechen
Nach Baldomars ihres Herren Todt,
Der Löwe stelt seine Hülffe zu GOtt,
Und zog mit seinen Helffern balde,
Pasebalck, Prentzla, Pentzelin, alle
Er straffet, bis über die Oeckere,
Sie fielen aber nach böser Lehre,
Von Pommern an Herrn Vratisla,
Darum zog der Löwe darna
Vor Templin, gewann das mit Gewalt,
Bauet erst das Schloss, heist Greyveswalt,al. Girreswalt, Greyfswalt.
Konigsdorff er auch überwand
Und besatzte das mit seinem Mann.


Das LXII. Capitel.
Wie darnach der Löwe die Pommern angreifft um der Uebergebung willen der genandter Städte.

DEr Löwe gedacht in seinem Sinne,
Solt ich die Städte mit Kost gewinne,Et Pomeranis.
Ein ander solt die nehmen ein,
Verdrissen bringt, zog für Stettin,
Da schlug er Ritter für der Stadt,
Von alten Herkommen Macht gehatt,
Als zeigen an die Bücher drade,
Da bauet er erst die Vierrade.
Er zog fort in das Meydeburger Land,
Die Mühlen für Meydeburg abgebrand,
Die Hundesburg auch die Zeit gewann,
Hertzog Otten von Braunschweig er fortan,
Beschädiget, und wolte nicht wieder in,
Er hatte gerochen die beschädiget sin.


Das LXIII. Capitel.
Von dem Kriege den er that mit Wislao dem Fürsten von Rügen.

DArnach ein Streit er müste halte,
Mit Wisla, dem Fürsten aus Rügen baldeRugianis.
Der geschah bey der Sultzen in dem Feilde,
Er sprach will um den Kragen geilde.
So gab ihm GOtt die Hülffe gross,
Vier und zwantzig Ritter genoss,
Er fing über alle erschlagen Mann:
Damit wolt er nicht abelahn,
Folget auf der Spur den Rügen bald
Fing ihn abe mit Gewalt,
Sechss und fünzig Edelmann,
Bey Ribbenitz musten den Zoll lahn.


Das LXIV. Capitel.
Wie der Löwe überfallen wird durch viele Herren.

ICh habe mein Tage noch nicht gelesen,Res gestae plures.
Dass er am Ende soy wohl gewesen,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_613.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2023)