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Und wolte die haben durch List erstegen
So gings, als sonst aufsetzen pflegen,
Die Bürger waren eben die Zeit
Zur Frühe-Messe, da hub sich Mord und Streit,
Der Priester warff die Casell abe,
Man sahe ihn mit dem andern Drabe,
Die stärcket er mit seinen Worten gut,
Die Bürger kriegten frischen Muth
Er liess der Seinen manchen Mann,
Wismar und Rostock folgt fort dann,
Und da er sich am wenigsten versach
Da brachten sie ihn in Ungemach
Dass ihm nicht mehr hinwieder gelost, (gelüst,)
Sein unrecht Fürnehmen bracht ihm Kost,


Das L. Capitel.
Von den dreyen Hauss-Frauen des Löwens.

Der Löwe was weiss und wohlgemuth
Drey Heinricus Leo filius Hierosolymitani.Weiber gebabt, die waren gut
Die erste Beatrix war genant
Marggraff Albrechts Tochter wohl bekand
Da kriegt er mit das Land Stargardt
Die Frau starb ihm jung die Fahrt,
Zur Wismar liegt die Frau begraben
Bey ihren Kindern, an ein must haben
Otten der Hertzoge Lüneburger Land,
Dieselbige war Mechtild genandt,
Darnach eine Wittwe, die war schön
Frau Annen von Landgraffen Doringe verlohn,
Hertzog Ludolphs Schwester ward von Sachsen,
Da dannen sind diese Kind erwachsen,
Heinrich starb ihn in der Jugend
Albrecht und Johann die waren voll Tugend,
Anna und auch dazu Agnete
Die Frau starb nach gutem Sete,
Zur Wismar liegt begraben ihr Leib
Darnach nahm er das dritte Weib
Wislai aus Rügen des Fürsten Fraue
Agneten gebohrne von Lindaue,
Der gab er mit Sternberg
Erst möget ihr hören seltsahm Werck.


Das LI. Capitel.
Wie etlich näheste Fürsten als der Löwe jung war und sein Vater zu Jerusalem gefangen seine Landen wolten theilen und der Löwe durch Hülffe Gottes den Streit gewann.

Als sein Vater gefangen lag
Die nahesten Fürsten machten Tag,Ejus Elogium.
Den jungen Löwen zu dringen abe
Grevismühlen und Gadebusch mit seiner Habe,
Anastasia seine Mutter sehr erschrack
Doch nicht durch freulich Trauren erlag
Den Adell und ihre junge Kind
Sie nahm, besuchte selbst ihre Feind
Franciscum den heilgen werthen Mann
Sie führete die Zeit in ihrer Fahn,
Dem sie zu Wismar erst gebauet
Ein Closter, der Herr sie wieder erfreuet,
Und als da was das General
Mit ihren Söhnen dienet im Saal
Der gab da wieder ihr den Sieg
Den Tag gewann die Frau den Krieg
Und fingen Leute und Pferde genug
Ihren Harnisch theileten nach ihren Fug.


Das LII. Capitel.
Wie derselbe junge Heinrich den Nahmen des Löwen überkommen..

DIe Teutschen haben von alt Ankunfft
Istjemand unter ihnen durch starck Vernunfft Nomen Leonis.
Oder süst ein ander Tugend ein Held,
Ein Löw man nennet oder süst nach will.
Gleich als die Griechen Hercules pflegen,
In seiner Jugend begaben sich wegen
Von Oestereich Hertzog Albrecht wehrt,
Des Römischen Reichs Crone begehrt,
Das that ihm Intrag zu der Stund
Von Nassau Adolph macht ein Bund.
Und wolt ihn da in Böhmen schlagen
Auf beyde Arte sahe man Hülffe jagen
Der Kayser aus Böhmen schrieb da bald
Den Marggraffen, solten mit Gewalt,
Kommen und bringen frembde Mann,
So thaten sie Heinrich zu verstahn
Und worden mit ihm des Zoges ein
Vier hundert Pferde er brachte allein,
Davor versprochen ihm die Marck,
Gelobten ihn auch sunder argk,
Sie hätten mit ihren Bischoff Unwillen
Macht solt er haben, den Unlust stillen,
Den Kayser brach die Hülff gefall,
Bald hört man wie das Reich überall
Kämen und wollen Streits pflegen,
Zurück sie flohen allerwegen
Und rückten bass in Böhmer Land
Herr Heinrich sprach, hab nicht erkand
Noch einigen Feind oder Pferd gesiehen,
Solt ich dann so schmählich fliehen,
Bedeucht mich meinem Gemüthe eine Schande;
Die Herren sprachen bass zum Lande
Ziehet mit dem Kayser hold
Der uns giebet Silber und Goldt
Er bleibt aber auf sein Abentheur,
Die Fiende erwarteten ungeheuer,
So lang bis auf den dritten Tag,
Des Reiches Hülffe unterwegen belag;
Und kam nicht an den Böhmer Wald,
Da folget Herr Heinrich also bald
Seinem Kayser auch mit seiner Schaar,
Der Kayser nahm des Jünglings war
Und lobet sehr seinen theuren Muth
Sein Hertze daucht dem Kayser guth,
Den Löwen ernandte zu der Fahrt,
Und liess ihm hohlen von Silber zahrt.
Tausend Schock auf Bömisch alt,
Ist nun dreytausend Gulden gestalt;
Die schencket ihm, gab ihm doch Sold
So kam er reich mit Silber und Gold
Und zahlet fort Stargarder Land,
Die Bischöffe mit den Marggraffen verbant.


Das LIII. Capitel.
Wie seine Schwester Lutgard, von ihrem Herren einem Polen erwürget ward.

EHe dann dass sein Vater klug und mild,
Zu demheiligen Grabe kehrte sein Schild, Fata Luitgardis.
Dem Hertzogen aus Pohlen seine Tochter er trauet
Davon sich grosser Jammer erauet.
Des Herren Mutter, ein altes Weib
Ihren Sohn unwehrt macht ihren Leib,
Und bracht zu viel zu wege durch List,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 605. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_605.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2023)