Seite:Chronicon der mecklenburgischen Regenten 591.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bedörffet, sehet eucd eben vor
Erbarmet sich ihr nach Königl. Bor. (i.e. Gebühr)
Sie zogen fort durch Berg und Thal,
Durch Regen und Donner eine grosse Zahl,
Umkamen, und durch der Feinde List,
Viel wurden kranck zu der Frist,
Ein Theil sich gab nach Lissebon,
Die Stadt sie machten Christen schon,
Mit ihrem Könige. Das ander Theil
Aus Rath des Reiches und Gott zu Heil,
Zogen nach der Obetriten Lande,
König Nicoloth ward do ande,[1]
Man siehet noch den alten Wall,
Dobin er machte mit grossen Zall
Da wolt beiten[2] als ein Hild,
Graff Adolph rieff er an, sein Schild
Gedachte der Graff zu kehren nicht
Wider das Reich, so ward ihr Pflicht,
Gebrochen, darum Er überfiel
Den Graffen, und nahm ihn ohne Ziel.
Viehe darzu dreyhundert Mann,
Ueber die Traben müsten gahn,
Flandern, Seeland, Holland, Friesen
Welche hatten da neue Wohnung kiessen,
Die Schiffleute auch in Noth bracht
Ihr Schiff mit Führ wohlbedacht.
Als nun kam hart des Reiches Steüre,
Uber ihn, sie machten ungeheure
Der Lager zwey, das eine Dobbin
Das ander belagert bald Demmin.
Und rieffen auch die Dähnen üm Mann,
Dass sie die Wenden möchten bestan,
Nicolotho der dacht in seinem Sinne
Kanstu den Dahnen was abgewinne,
Berand sie an des Meeres Kande,
Viel schlug ihr zu Tod, viel brachte zu Bande,
Frantzosen, und Teutschen die möchten nicht rechen,
Das Wasser zu Fusse nicht könten durchbrechen.
Und müsten so schauen ihr Gesellen fall.
Des erschracken die Hauptleute allzumahl,
Und machen Friede mit solcher massen,
Die Wenden solten ihren Abgott lassen,
Die Worte waren gut, es wäret nicht lange,
Sie gedachten, hilff nur aus dem Zwange,
So bald die Christen zogen davon
Die Wenden machten ihren Anschlag schon,
Ueberfiehlen die Dähnen über den Bald,
Graff Adolph forcht auch ihre Gewalt
und richte wieder auf den Bund
Seine Gefangen erlöset auch zur Stund.


Das XXXIII. Capitel.
Von dem Streit dem der König Nicoloth hatte mit der Stadt Reta, welche ist verstöhret und den Kissinern, die heissen nun das Land zu Rostock.

Die Rheter und Kyssiner GrimmeNicoletus evertit Rethram.
Ihrem König entbohten feindlich Stimme,
Darümb Nicoloth aus weisen Rath
Gegen Lüneburg reitet in die Stadt
Da war die Fürstin Clementia
Ihr Herr der Löw von Saxen ja,
Der was die Zeit in Bayern eben,
Er baht, sie wolte ihm Hülffe geben,
Dazu kriegt er 2000. Mann,
Von Adolph dem Graffen und zog fort an
Verwüstet Rheta mit ihrem Gotte,
Radegast kriegt sonder Spotte
Goldes und Silber viel,
Von seinen Feinden zu dem Ziel.


Das XXXIV. Capitel.
Wie Herzog Heinrich der Löwe von Saxen gegen König Nicolotho kriegete, und wie durch ihn Brandenburgsch Land verlohren und auch Havelberg.

Nicoloth war streitbahr und fasteEjus Bellum cum Henrico Leone Sax. Duce.
Möchte nicht dulden Fried oder Raste,
Begab sich eben zu der Zeit
Kayser Friedrich führte grossen Streit.
In Waland von der Stadt Meylan
Der Löwe solt ihn dabey stahn,
Als er nun wolt sein Land verlassen,
Nicoloth erboth mit freundlicher maassen,
Er solt seinen Nachbahren nicht berauben
Und solt ihm halten festen Glauben,
So bald aber was der Löwe hinweg,
Gegen Dennemarck richt er seinen Steg,
Und that den Dänen grossen Schaden,
König Boldemar ward durch ihn beladen.
Als nun der Löwe kam mit seiner Schaar
Zu ihm sich fügte König Boldomar,
Und klagt ihn über Nicoloth
Des kam er balde in grosser Noth,
Er gedachte der Löwe ist grimm und wilde
Selbst zündet er an seine Schloss, unmilde.
Mecklenburg, Ilaw, Schwerin, Dobbin,
Allein er glaubt Schoss Werle fin;
Die Zeit seine Söhne wohl bekandt,
Pribislaus und Vratislaus genandt,


  1. Alia lectio: war das ande, ubi ande accipitur pro alieno, peregrino. Autore enim Eccardo formula: thut mir ande, idem est ac mihi alienum erat, ab anten, privare, alienare. Alii ande pro enge explicare videntur, unde angst. Quibus auxiliatur vox Andena, spatium terrae brevissimum & unius ictus falcis, item vox Andecinga in Legibus Bajuariorum i. e. ager emensuratus. Vide Spelmannum p. 176. Convenientior videtur explicatio a verbo anden, i. e. nuntiare, siquidem in Symbolo Apostolico & alibi apud Eccardum haec legitur formula: grandet sin, Gottes Sun geandet ward, i. e. annuntiatus. Unde hoc loco verborum explicatio haec esset: ward das inne, vel quod res Nicoloto innotuerit, nuntiata fuerit. Sed nuntiis haud opus videtur, Rectius formula explicatur ex Anglo-Saxonico, Gothico, Francico vocabulo ante, ande i. e. zuwieder, adversum, contra, unde graecum αντι, apud Junium habetur vox Andewurd, h. e. Gegen Wort, Antwort. Et in LL. Salicis occurit: Ande Sitto, i. e. adversus mores. Addo quod Andran, Anten apud Keronem notet zelare, irasci, ulcisci. Unde vox hodierna ahnden, Ahndung. Facit huc Antemo, vox apud Otfrid, III. 72. & Notkerum Ps. 68 v. 10. quoe est zelus, ira, ultio. Docet hoc Strikerus de Exped. C. M. c. 5. verbis: dat ich ande i. e. ulciscar, apud Schilterum c. l & Fragmentum de Bello Caroli M. v. 2287. Ubi formula: Thie rechent gerne thienen aude, i. e. Hi vindicant libenter tuum zelum. Poëta igitur nostras iratum animum & zelum Nicoloti indicat.
  2. Beiten i. e. warten, exspectare, bleiben, morari, manere. Ab antiquo peit, pett, pedden, pes, stare, persistere. Aliae lectiones hoc loco habent, arbeiten. Sed minus recte. Aliae: Beuten, i. e capere, unde Beute praeda. De primo significatu vide ex lingua Gothica, Francica & Anglo-Saxonica, plura apud Wachterum gloss. p. 143. & Schilter c. l. p. 97.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 591. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_591.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2023)