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Von Dienern fort gehauen in Stücken,
Die Vogel man sah die Gliedmassen zücken.
Ingeborg seine Frau des sehr erschrack,
Der Kayserin Rixa mit Bete anlag,
Den Kayser vermögen mit Heeres Krafft,
Der Kayser hätte wohl Ehre beschafft;
So kam der König reich mit Golde
Und bat, dass er dannen ziehen wolde,
Er wolte sich geben unter das Reich,
Und dienen andern Fürsten gleich;
So blieb vergessen die Uebelthat.
Canut ward heilig in ewigen Rath.


Das XXX. Capitel.
Wie König Erich, ein Bastard, sein Bruder, ihm folgete in dem Reich der Obetriten und seines Bruders Todt that rächen.

SEin Bruder Erich bald gedacht, Ejus Fratre.
Und stalt dazu bey Tage und Nacht
Die Dänen grieff er an mit Streit,
Ihm worden seelige Mähre[1] die Zeit.
Die Seinen gaben ihm Königliche Ehre
Seinen Bruder zu rächen all eileten sehre.
Zu Schleswick ward er wohl empfangen,
Von Holstein Graff Adolph that verlangen,
Nach Gelde, den gab er bald zu Solde,
Von Silber hundert Pfund er wolde,
Aber als er nach der Stadt that eilen
So ward verstreüet in etzlich Meylen
Sein Volck wider sein selbst Geboth
Des kamen sie alle in grosse Noht.
Die ersten waren in Thiener Holtz,
Die letzten an der Eider stoltz,
Verachten gantz ihr Ordnung halten,
König Magnus kam mit seinen Gewalten,
Und schlug der selbigen Mann viel todt
Der Graff kam selbst in fliehends Noth,
So machte sich Erich aus der Stadt,
Gegen Schone der Insele was sin Rath,
Dem folgete bald König Magnus nach
Er kam aber des in Ungemach,
Kam eben auf den Pfingst-Tag,
Dass er mit seinen Volcke erlag,
Seine Räthe wiederriethen do den Strit,
Er aber achte nicht der heiligen Tiet
So blieb er in dem Streite todt
Man soll für Augen halten Gott,
Glaub und Treu der Adel vor allen,
Ihr Tugend soll einem ieden gefallen,
Als nun König Erich hatte den Preiss,
War from, ernsthafft und dazu weiss
So ward ihm auch der Dähnen Crohn,
Seinem Vattern Nicolaus ward sein Lohn,
Er flog gegen Schlesswig in die Stadt,
Und bat sie alle um Hülff und Rath,
So waren etliche fromme Hilde.
Den nicht behaget wüterisch Unmilde,
Ueberfielen ihn und schlugen ihn todt,
Untugend pfleget zu rächen Gott.


Das XXXI. Capitel.
Wie das Reich der Obetriten wiederkommen an die rechten Erben, Pribislaum und Nicolotum der Konige Gebrüderer, welche lange Zeit gefangen.

ALs nun die Dänische Linie zergieng, Restitutum Pribislao & Nicoloto.
Pribislaus und Nicolotus fing,
Zu ruffen die Fürsten von Sachsen an,
Den machten sie sich zinsbahr Mann,
Damit sie kommen zu ihrem Reich,
Holsteiner Land das gab sich gleich,
König Pribislao bis an die Trabe
Mecklenburg solte Nicolotus habe,
Mit Rostock und den Wenden Landen,
Sein Unglaub bracht ihn bald zu Schanden,
Sie beteten beyde die Abgötter an,
Pribislaus auch Segeberg verbran, a. 1140.
Nicht lange die Rüger dachten nach
Der alten Feindschafft und ihre Schmach,
Belagerten Pribisla in der Stadt,
Die nun Lübeck zu Nahmen hat,
Mit ihrem Fürsten Rate genand,
Die Burg sie brachen und Stadt zur Hand
Die Holsteiner rieffen auch üm Trost
Graff Heinrich von Bardewick, so lost,     (löset,)
Sich vom König Pribisla das Land,
Zu Ploena er ward belegt, berandt,
Der Seinen viel erschlagen todt
Die Stadt gewonnen, er kam in Noth,
Nicoloth besorget auch Ueberfall,
Graff Adolph von Holstein in Süssenhall
Er anrieff, und macht mit ihm Verbund
Der bauet wieder Siegeberg die Stund
Und jaget aus Holsteiner Land die Wenden
Bracht neue Landsassen aus manchen Enden,
Flandern, Seeland, Holland, Friessen
Sah man allenthalben dahin riessen.


Das XXXII. Capitel.
Wie das gantze Römische Reich darzu that, das man die Obetriten mit ihrem Volcke unter dem Glauben brächte, da war Pribislaus todt, und Nicolotus hatte das Reich allein.

DEr Christen Glaube an allen Enden, Christianismo inimicum.
Behafftet, was den bey den Wenden,
Die Obetriten hielten hart,
Abgötterey nach heydnischer Art,
So warff sich auf eine grosse Schaar,
Kayser Conradt gab dieselbige Lahr,
Mit König Ludovicus aus Franckreich,
Sie wolten alle machen gleich,
Die Heyden zu Christen mit Gewalt
Gegen Constantinopel kommen sie bald,
Der König liess ihn Speise werden,
Er sprach, ihr kommet zu frembder Erden,


languidus, abmatten, debilitare, vermadden, formatten seu dissolvere scindere in particulas. Facit huc vox Matschen, occidere, & latinum Mattiarius i. e. Lancearius, item graecum ματξοῦκα[s 1], clava. Forte Mareschalci vocabulum dividendum in hug & fermatten; hug enim apud Alemannos & Gothos denotat cogitationem, mentem. Quod patet ex variis locis Ottfridi, Keronis. Mit Hug itaque idem ac ex animo, meditate, cogitate. Et recte Leibnitius nomen Hugo idem esse asserit ac Circumspectum, attentum. Conferantur glossae Scherzii & Schilteri in glossar. p. 471. sq.

  1. Seu Nova, nuntii, relationes. Sine dubio a mæhren manifestare, divulgare. Varia loca Otfridi & Willerami vide apud Schilterum. Adde vocem Anglo-Saxonicam, Mæra campa i. e. famosus, celebratus miles; Campa, Kämpfer, unde Cimber. Pertinent huc voces Wisimarus, Marabodus, Gundemarus, Luitmaru aliaeque mar, maer habentes, quae omnes famam, celeberitatem notant. Plura apud Loccenium, Junium, Palthenium in notis ad Tatian. A vocula Mähr est Mährlein, fabula in vulgus nota.

Anmerkungen Wikisource

  1. Im Original ματξοῦκα für ματσοῦκα.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 589. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_589.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2023)