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Dem heiligen Reiche mit ihrer Haabe.
Ihm folgte von Jutland Woldomar,
Viel, überfals 24. Jahr
Sie litten und worden gefest mit Mauer
Ihr Unpflicht ward die Zeit ihm sauer,
So lange Kayser Friedrich weiss und milde,
Der brachte sie wieder mit Heeres Schilde,
Zu dem Reiche, und gab ihm viel
Der Freyheit, da ward zu dem Ziel
Die Burch gebrochen und Closter gemacht,
Die Stadt mit feinen Gebauen bedacht
Denn dreymahl ist die Stadt verbrandt
Ihr Ankunfft ist so recht bekant.

Das XXII. Capitel.
Vom König Godeschalcks Söhnen Bute und König Heinrichen, welcher gebohren von Syrithia des König von Dennemarck Tochter.

BUte Königes Gottschalcks Sohn Filii Godeschalci.
Geböhret nach seinem Vater die Cron
Aber die den Vater hatten erschlagen
Bedachten, er mochte die flüchtig, jagen,
Darum entsatzten sie ihn von Land
Seiner Mutter Geschlecht mir unbekant,
Aber Heinrich sein Bruder wohl gemuth
Gebohren von einer Königin gut,
Aus Dennemarck welche Syritha hiess
Der floh auch und sein Land verliess.
Zu Dennemarck blieb er manche Zeit,
Aus Rügen Crito gewann mit Streit,
Obetriten Land, was Grini Sohn,
Gegen Bardewick floh do Bute schon,
Die Fürsten von Sachsen rieff er an
Sie thaten Hülffe den wehrten Mann
Und brachten ihn wieder in sein Reich
Die Seinen sprachen zu ihm gleich,
Herr König ihr seyd den Christen hold
Wir geben euch des am Ende euren Sold.
So blieb der König geringer Macht
So lange Crito der Tyranne bedacht,
Und bracht durch List den Herren zum Tod,
Zu Plöne sein Bruder sprach: O GOtt,
Mein Bruder kömt so erbärmlich dan
Und machte sich auf mit manchen Mann,
Ueber den Wald (Balt,) und man da raubt
Und bracht hinweg was floh oder staubt.
Zum andern und dritten er wieder kam,
Der Güther der Wenden so viel er nahm
Zum letzten sie fast der Schimpff verdross,
Machten ihn mit Crito des Reichs-Genoss.
Crito der that das um des willen
Sein Fürnehmen das wolte er bald stillen
Umbringen wie er sein Bruder gethan,
Die Königin warnet den theuren Mann;
Slavina genandt mit Liebe behafft
Des Jünglinges, durch ihre Hülff und Krafft
Als Crito auf einer Hochzeit sass
Durch trincken seiner Sinne und Witz vergass,
Und zu der Stuben-Thür ausging
Ein Däne seine Axt gleich umfing'
Und schlug ihn für die Stirn gar eben
So brachte er den schnöden Tyrannen von Leben
Dass er fuhr blutig zu der Höllen Grund
Er hatte regieret zu derselbigen Stund,
Zu Mecklenburg vier und viertzig Jahr,
König Heinrich nahm seine Königin dar
Zu der Ehe, so hatte er ihr versprochen
So ward seines Bruders Tod gerochen.
König Heinrich machte der Freude viel,
Die Fürsten von Sachsen zu dem Ziel
Die Holsteiner nahm in seiner Gewalt
Sein Reich da hatte solche Gestalt
Von der Eider biss an die Weser stoltz
War alles sein, über Berg und Holtz
Zu Lübeck was sein Lager gemein
Das war ein Christen-Tempel allein.
Er bracht auch erst das Volck zufrieden,
Zu ackern und pflugen nach alten Sitten,
Die Strassen-Räuber er auch ausrotte
Die Wenden gedachten sonder Spotte,
Unser König der lebe in solcher Macht,
Das Seil recht über die Hörner bracht
Christlich zu leben und geben Tribut
Sie beriffen alle gleiche laut.
Einen Streit, der König unverzagt
Aus Holsten kam gegen ihn gejagt
Ohn Hülffe Hertzog Magnus aus Saxen Land
Im Schmiler Felde ist wohl bekant
Da that ihm GOtt gnädige Steuer
Die Sonne verblendet und brante wie Feuer
Der Wenden Schaar mit ihrem Glantz
Sie wurden zerstreuet dar gantz.
Die Hauptleute baten des Königes Holde
Gott das gleich so haben wolde.

Das XXIII. Capitel.
Wie Konig Heinrich die Rügianer schlug für Lübeck, als sie ihn daselbst auf seinem Schloss belagert, und wie von den todten Cörpern vor der Stadt heisst ein Berg, noch der Raneberg, Rangberg.

ALs Crito war erschlagen todt Hinricus Victor Rugianorum.
Seine Freunde die brachten bald in Noth
König Heinrich, belagert Lübeck hart
Mit Schiffen: Er sprach zu der Farth
Seinen Hauptmann an, und gab ihm Zeichen
Am 4ten Tage wolte Hülffe reichen.
So kam Heinrich in Holsteiner Land
Mit Hülff er zu Lübeck wieder rant,
Die Rüger nicht dachten auf frembde Gäste,
Des kommen sie bald in Noht, und Läste;
Ueberfiel sie an den Ufer zur Stund
Er schlug ihr viel, viel wurden wund
Ertruncken auch viel da zur Zeit
Der Ranberg macht noch kund den Streit.
Da liegen begraben die todten Mann,
Der König folgt in Rügen fort an
Und gewann die Insel und breitet sein Reich
Von der Weichsel bis an die Weser gleich.

Das XXIV. Capitel.
Wie die Rügianer erschlugen König Heinrichs Sohn Baldomar, davon oben gesagt.

Als König Heinrich überwunden gar Boldemari fata.
Die Rüger, sein Sohn hiess Baldomar
Den satzte zu den König, in kurtzer Frist
Erwürgete den Herren mit Betrug und List.
König Heinrich zog mit Heeres Krafft,
Viel Herren ihn hatten Hülff geschafft,
Für Wohlgast that er sie ansprechen,
Sie musten, und all ihr Hauptleut rechen,
Bald gab ihm gnädig Trost und sprach
Die Rüger forchten Ungemach,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 583. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_583.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)