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Gellren und Holländer, war ist das.
Do danne ist ihre Sitte nicht gleich
Die haben nun innen der Wenden Reich.

Hier fähet an das Leben der Könige der Obetriten, und folgenden Fürsten.

VIel grösser Streite und Zahl der Jahr Vita Obotritarum.
Die haben vergessen viel Könige vor wahr
Der Leben und Nahmen ich finden nicht kan
Darümb so will ich heben an
Von den so öffentlich von geschrieben
Was sie in ihren Leben getrieben.

Das XV. Capitel.
Vom Könige Wisimaro dem ersten, der hatte Wismar inne gehabt, von dem Wismar die Stadt den Nahmen hat.

IN Zeiten, als lebete Constantin Rex Wisimarus.
Der Kayser, die Gottländer alle mit Schien
Die Wendischen Herren sie griffen an,
Im Streit verjagten manchen Mann.
Die Zeit ihr König Wisimar
Der macht sich auf mit grosser Schaar
Und kam also gegen Ungern gleich
Der Kayser gab ihm in das Reich
Denn es war von Leuten bloss
Sie wurden des Landes Mitgenoss
Und blieben da viertzig Jahr
Die Zeit viel Streits offenbahr
In allen Orten sich entzund
Die Gottländer aber machten Bund,
Und jageten den König hinter sich
Er müste ihnen weichen sicherlich
So kommen sie wieder an das Meere
Seerauben pflagen sie die Zeit sehre.

Das XVI. Capitel.
Von dem Könige Radegast.
Da dannen auch noch Dörffer, Wasser und Abgötter ihre Nahmen haben, und wie der im Solde im Welschland ümbkommen, auch stehet in diesem Capitel von vier Königen die nach ihm kamen, von zweyen, welche etlicher genandt.
Wislaus, von einem genant Oritberthus, von einem genannt Bilungus, das ist der Allermächtigste gewesen.

MIt der Zeit alle Dinge verändert sich Radegastus.
Ein Wendischer Herr gedacht, will mich
In Streiten halten solcher massen
Ich will meiner That eine Ehre lassen.
Stilico was derselbige genannt
Theodosio dem Kayser wohl bekant
Er ward mit der Zeit so hoch im Saal,
Sein Sohn der Kayser ihm befahl;
Arcadium und Honorium werth
Der Wendische Herr fort dann begehrt,
Heimlich sein Sohn zum Kayser machen
Euterium genandt durch solche Sachen
Bedürfft er Hülffe und schrieb gar bald
Den Wendischen Herren, sie mit Gewalt
In Welschland kommen, da wäre gut Zeit,
Sie gedachten alle, möchten wir durch Streit
Kommen in so fruchtbahr Land
Sein Süssigkeit wird ihn so bekant
So ward versamlet ein grosse Schaar
Der Lande, die an die Wenden gehen gar.
Aus Schweden kam ihm auch eine Steuer
Radegast der war ungeheuer
Der solt der aller Haubtman seyn
Das that er gern im hohen Schein
Er zog mit 200000. Mann. (alii 400000.)
Damit er wolte Welschland bestahn,
Franckreich müst sich erst leiden
Nach Rom er zog in Storm und Streiten,
Die Römer hatten des wenig Lust
Sie schickten Leute mit Gelde und Kost
Begegnen dem Herren in frischer Fahrt,
Zurücke der König gejaget ward
Das geschahe ohn seinem Schaden nicht
Die Römer ihn fingen zu der Pflicht
Am Teutschen Gebirge er wolt davon
So must er da sein Leben lahn.
Sie würgeten ihn in dem Gefängnis abe
Sein Halss; ein solch Ende er muste habe
Und kam nicht wieder in sein Reich.
Nach seinen Jahren kämen gleich
Welcher That vergessen ist
An diesen Ort bis zu der Frist.
Die zween Wislai mit grossen gelingen
Viel Landes hatten von streitbahren Dingen
Des erbeten sie an Orithbertum dar;
Bey Orithberto dem Könige man lest fürwahr
Zu Hoffe ein Zeit Carolus jung,
Darnach so folgte König Billung
Der war der mächtigst unter ihnen fast
Von der Wichsel durch Pommern und Rügen mit Rast
Und Stargardt[1] da wohnten auch vor alt
Grosse Könige, er hatte innen mit Salt[2]
Die grosse Stadt Rhete und alle das Land
Das nun zu Mecklenburg ist genant
Die Ratzeburger Hosteter und Siegebergk
Und an der Trabe Nie Lübisch Wergk.
Hamburg und über die Elbe gar,
Bis an die Weser erst ende sich dar
Sein Reich, und wohnet zu Mecklenburg schon,
Den wahl man noch zeigt ein Königlich Crohn
Er macht zu Mecklenburg erst ein Tempel
Den Closter Jungfrauen zu einen Exempel
Er setzte darin seine Tochter eben
Odica genandt solt geistlich leben
Ihre Brüder trugen des nicht Freude
Mizislaus, Fredrich, Naco mit Leyde,
Sie waren ihre Brüder von der Mutter recht
Darnach ihr Vater nahm ander Geschlecht,
Wagonis des Bischoffs Schwester Sohn
Von Stargardt solt tragen ein Königlich Cron.
Mizislao solch Aendrung gantz that Zorn,
Sein Stieff-Mutter der Vater must lassen zuvorn.
Darnach stöhrte der Heyde unmilde
Das Closter und nahm seine Schwester so wilde,
Die Aebtissin, und gab sie auf der Fahrt
Booslav von Pohlen[s 1], dem König sie ward.
Die andern Jungfrauen gab er allen
Seinen Rittern, zu Frauen nach seinen Gefallen,
Im Rügen und Stargarder Land
Ihre Nahmen die wahren da wohl bekant.


  1. i. e. Oldenburg.
  2. i. e. Feliciter cum salute, vide cap. 21.

Anmerkungen Wikisource

  1. Bogislaw I. - ein Herzog von Pommern
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_575.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)