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Der König Capadociens seinem Vater das schanck,
Philippo, das war ihm grossen Danck,
Als Alexander eben was alt
Funffzehen Jahr, er ritte das bald
Ohn Wissen seines Vaters durch die Stadt
So wilde, der Vater erkandte aus Rath
Solches Wunders, er würde nach ihm regieren
Und schenckte ihm das zu seinen Zieren.
Und setzte ihm auf einen Königlichen Wagen
Hundert Pferde do seiner Hute pflagen
Darzu gab er ihm Goldes Krafft
Des Pferdes Tugend was mannighafft
Wenn es mit seiner Decke beladen,
Kein ander darauf kont sitzen ohn Schaden
Denn Alexander. Nun höret fort an
Unter ihm ward wund im Streit Theban.
Doch wolt es den König nicht verlassen
Es liebte den König in solcher massen.
Kein anders ihn nicht wolt lassen schreiten
Nicht wolt das Pferd von seiner Seiten.
Und darum war der König ihm so hold
Er liebte das Pferd über Silber und Gold.
In Indien that es ihm Hülffe zu hand
Gegen Porum den König auf einem Elephant;
Den König überwand Alexander harte,
Der wundet ihm aber das Pferd Bucephal unzarte.
Doch wolt es nicht dem König übergeben,
Es trug ihn aus dem Kampff noch leben
Darnach fiel es nieder und starb,
Alexander do dannen gross Leyd erwarb.
Er liess es begahn, wie man Königen pflegt,
So zu grossen Leyd ward er bewegt,
Und bauet do an dem Ort ein Stadt
Der Ochsen-Kopff ward genant mit Rath Bucephalia.
Zu Gedächtnis des Kampff und Pferdes guht,
Das da vergossen hat sein Blut.
Dadurch er Porum überwand
Und gab ihm doch wieder sein Land,
Darum, dass er sich also theure
Männlich beweiset ungeheure.
Die Stadt nicht ferne liegt gar schön
An Orten da wohnen die Amason.
Die bunte Garde mit derselben Schaar Obotrita.
Erst kommen hieher das siehet man klar
In Büchern und alten Wenden Glantz,
Die Amason tragen die erste Schantz
Den Ochsen mit der güldenen Crohn,
Die Obotriten noch führen der ist schon.

Das III. Capitel.
Von den Ursprung der Amason.

NUn will ich kürtzlichen überschlagen Origo Amazonum.
Vom Uhrsprung der Amason auch euch sagen.
Zwene Jünglinge Plinos, Scholopitos zwar
In Zeiten als lebte Vesores fürwahr,
Egypter König, er Rom began,
Vier hundert und achtzig Jahr Sünder wahn.
Die jünglich hatten zu rauben Lust
Darumb sie vertrieben der Adel mit Kost.
So flohen sie in Capadocien bald
An das Wasser Thermodoonten kalt
Do trieben sie Raub nach alten Sitt
Mit ihrer Gesellschafft ihn hülffen mit.
So lang ihr Nachtbahr schlugen sie todt
Mit alle den ihren in solcher Noth
Ihre Frauen gedachten ihn do gantz leide
Ahne Mann zu seyn, waren ungeneide;
Und funden nach Ahrt einen schnellen Rath
Schlugen fort zu Tode mit Männigl. That
Die Alten und Jungen zur Uebermass,
Ihr Wapen sie nahmen und lobten fürbass
All ihr Nachbahr ümme sie gleich,
Und machten all ein frölich Reich.
Ueber die Insull sie behielten dar
Etzliche Manne zu dem sie für wahr
In den Mey zogen und worden gross
Gebahren die Mägdlein, waren ihr genoss
Und brandten ihn bald die lincke Brust
Auf dass nicht irret mit Streit mit Lust.
Den Knäblein sie brachen Arm und Bein
Und schickten sie ihren Vätern so klein
Die rechte Brust nähret die Mägdlein zart.
Nu höret weiter von ihret Arht.
Jagen und reiten müssen sie alle,
Schiessen und streiten mit grossen Schalle
Marpesia und Lampedo rein und schon
Erst trugen derselben Frauen Crohn.
Und baueten eine Stadt Themiscina (Themscira) genand,
Ihrer Reiche das heisset der Amason Land.

Das IV. Capitel.
Von den Gesetzen der Amason.

IHre erste Königin ihne gab Gebot
Vor allen Dingen solten ihren Gott Earum Leges & instituta.
Martem und Dianam milde,
Sie gewonnen bald mit Heeres Schilde
Thraciam, lieget über Tanaim den Fliess
Die Türcken do wohnen zu ihrem Geniess.
Scheidet Europam und Asiam Reich
Aus dem Raub die baueten Tempel gleich
Und bezwungen sie der mit ihrer Gewalt
Assirien in Heydenschafft mit Kriege bald
Ueberwunden Europa das grosse Theil,
Wenden und Teutschen mit grossen Heyl.
Bis an das Welsche Gebirge mit Rath
In Schwaben sie baueten eine Stadt
Nu heisset Auspurg und der vielmehr,
In Heydenschafften Ephesum anzeiget der Ehre (die Lehr)
Darnach erschlagen ward im Streit,
Marpesia in Beschirmung ihres Reichs weit.
Ihre Tochter Orethia ihr folgte nach
Zu streiten in all ihr Däge was Jach

Das V. Capitel.
Wie das Reich der Amasonen ist untergangen.

NAch solchen Streiten fest und hart Et interitus.
Von ihnen geschehen zu mancher Fart
Hercules der starcke und würdige Mann
Welchen kaum Schrifft voll loben kan
Dem ward gegeben unter andern Gebot,
Von Euristro dem Könige sunder Spott.
Dieweil er so berühmt wolt seyn,
So solt er hohlen mit Tugend fein
Der Amazon Königin Hypollite genand,
Gortel der was do wohl bekant
Hercules hatte des gross bedacht
Und darauf trachte bey Tag und Nacht
Nahm zu ihm, da die Jüngling all,
Aus Grichen welche hatten von Ruhm ein Schall.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 567. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_567.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)