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Gesetzmässigkeit in der kirchlichen Grundidee und Symbolik, nie ohne Rücksicht auf die kirchliche Wahrheit und Treue, nie ohne strenges Einhalten der Heiligkeit, die in der Bestimmung der Bilder liegt, nie ohne Wahrung der kirchlichen Autorität versucht werden. Es versteht sich von selbst, dass der heiligen, durch und durch lebenvollen und geistreichen, von Gott gegründeten, im göttlichen Geist fortwirkenden Kirche nicht mit steifen, handwerksmässigen und seelenlosen Bildwerken gedient seyn kann, in denen alte Typen zwar erhalten, aber erstorben sind, wie dies im Orient der Fall ist. Der Kunst muss ihre edle Freiheit bleiben, aber sofern sie die Kunst der heiligen Kirche und selber geheiligt werden will, muss sie in freier Liebe jenen Gehorsam sich aneignen, ohne den sich Niemand dem Herrn der Kirche naht. Was dabei herauskommt, wenn die Künstler, sich in diesen Beziehungen emancipirend, nur ihrer Gewinnsucht und Eitelkeit, nur dem weltlichen Geschmack oder der Mode huldigend, Kirchenbilder malen, hat die kokette Sentimentalität, das affectirte Pathos, die Sinnenbestechung und Effectmacherei in jener freigegebenen „Seelencharakteristik“ leider zur Schau gelegt.

Die Künstler tragen weniger Schuld, als sie zu bedauern sind, in einer Zeit gelebt zu haben, in welcher der bessere Geist aus der Kirche gewichen war. Ihre Bilder, so wie die modernen unheiligen Tempelbauten, sind nicht die Ursache, nur die Folge der allgemeinen Paganisirung der gebildeten Welt. Darum haben auch einzelne fromme Künstler gegen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_p_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)