Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 532.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sollen empfangen ein herrliches Reich und eine schöne Krone von der Hand des Herrn.“ Buch der Weisheit 5, 17. „Sey getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des ewigen Lebens geben.“ Offenb. Joh. 2, 10. Vgl. Buch der Weisheit 5, 17. — Die heilige Elisabeth hat drei Kronen der Tugend zum Attribut, als Jungfrau, Gattin und Wittwe. Molani, hist. imag. p. 365. Drei Kronen über einander trägt auch ein Engel auf dem Grab einer Mutter mit ihren beiden Töchtern. Didron, annales III. 283.

Beide Begriffe, die Krone der Herrschaft und die Krone des Lohnes, fallen zusammen in der Krönung der heiligen Jungfrau. Maria trägt die Krone als Königin des Himmels, empfing dieselbe aber zum Lohne ihrer Heiligkeit auf Erden. Nach altdeutscher Sage soll es dieselbe Krone seyn, die zuvor dem Lucifer, dem erstgeschaffenen Engel, bestimmt gewesen war, der sie aber nicht verdient hatte. Wartburgkrieg, herausg. von Ettmüller S. 135. Auf dem berühmten Genter Altar ist es ausschliesslich die Krone der Jungfräulichkeit, zusammengesetzt aus Juwelen in Blumenform. Vgl. den Artikel Jungfrau. — Die Krönung Mariens ist herkömmliches und sehr oft wiederholtes Sinnbild 1) der Belohnung der Gerechten, daher häufig dargestellt in Grabkirchen und Grabkapellen; 2) der triumphirenden Kirche. In ersterer Beziehung erscheint Christus als der Krönende und die Gekrönte kniet vor ihm betend und in tiefer Demuth. In der zweiten Beziehung ist es die heilige Dreieinigkeit, welche die Krönung vollzieht, und die Jungfrau ist sich als Königin des Himmels ihrer Würde mehr bewusst. Nur selten ist der Krönende ein Engel, z. B. auf einem Bilde von Prado in Toledo und auf einem von Botticelli in Florenz. Auf dem letztern stehen unter der Gekrönten die vier Doctoren der Kirche, es handelt sich also auch hier nur um den Triumph der Kirche, vornehmlich der Lehre, und der Engel bedeutet die geistige Kraft.

Auf den mystischen Bildern, auf welchen Maria als Personification der Kirche von dem Herrn der Kirche im Himmel

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_532.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)