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am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Arabia und Saba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden ihm dienen“), Jesaias 60, 3 („Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht“), und 60, 6. („Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und den Herrn verkündigen“) natürliche Veranlassung gaben. Weil hier von allen Königen und allen Heiden die Rede ist, glaubten Einige, nicht blos drei, sondern wenigstens zwölf Könige annehmen zu müssen, deren Namen in Assemanni bibl. Orient. III. 1. 309. verzeichnet sind. Allein die kirchliche Tradition blieb bei der Dreizahl stehen, entsprechend der Dreieinigkeit nach Hilar. de epiphania, oder den drei Welttheilen Asien, Europa und Afrika nach Innocent. III. serm. de epiph., oder den drei Menschenstämmen, den Nachkommen Sems, Chams und Japhets. Sepp, Leben Jesu I. 43. Raphael, in den Tapeten, liess alle Völker im Gefolge der drei Könige auftreten.

Die Namen der drei heiligen Könige sind nach der kirchlichen Tradition Melchior, Caspar und Balthasar. Beda, Opp. III. 649. Verschiedene andere Namen, die man hat fallen lassen, sind verzeichnet in Hofmanns Apokr. 128. Jacques d'Ausoles, Traité d' épiphanie, hält sie für Henoch, Elias und Melchisedek, macht sie also zu Vertretern einer längst vergangenen Zeit, was dem Grundbegriff der Verkündigung eines neuen Heiles für alle Zukunft nicht entspricht. Nach Beda empfing das Christkind das Gold von Melchior, dem ältesten, als König, den Weihrauch von Caspar, dem jüngsten, als Gott, die Myrrhe von Balthasar, dem rauhesten, als Mensch (denn Myrrhe bedeutet den bittern Tod, und mit Myrrhen werden Leichen einbalsamirt). Die drei Gaben bedeuten auch: Liebe, Gebet und Abtödtung.

In der Kirchenmalerei wurde nach und nach Melchior greisenhaft, aber als weisser Europäer, Caspar in männlicher Reife als brauner Asiat, und zuletzt Balthasar im Jünglingsalter als schwarzer Mohr dargestellt, doch erst im 15ten Jahrhundert.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_499.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)