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Mäuse hätten bei Nacht alles Lederwerk der Assyrer zerfressen und diese dadurch entwaffnet. Die Landesplage war abgewendet. Nun gerieth aber Hiskia in eine persönliche Gefahr, indem er schwer erkrankte. Auch diesmal tröstete ihn der Prophet und verhiess ihm Genesung. Als nun der König wirklich genas, stellte sich auch wieder der Uebermuth bei ihm ein, und er zeigte den Gesandten, die Sanheribs Nachfolger an ihn schickte, prahlend seine Schätze. Da zürnte der Prophet und verkündete ihm, alle diese Schätze würden den Weg nach Babylon einschlagen.

So weit der historische Faden, an den sich die grossartigen Weissagungen des Jesaias anreihen. Sie gehen übrigens weit über den engen Gesichtskreis jener Tage hinaus. Das eben ist des Jesaias Grösse, dass er sich über den jüdischen Standpunkt zu erheben weiss, wie kein anderer. Es liegt in ihm schon das ganze Christenthum, wie der Schmetterling in der Puppe verschlossen. Jesaias verkündet der gesammten alten Welt ihren Untergang. Nicht nur Jerusalem, sagt er, wird wegen seiner Sünden untergehen, nicht nur Israel, sondern auch die stammverwandten und so feindseligen Moabiter, Edomiter, die benachbarten Phöniker etc., das so hochcultivirte Aegypten, das so übergewaltige Babylon. Die Vernichtung aller dieser Völker wird in besondern Kapiteln der Reihe nach verkündet, und wie bei einem langanhaltenden Gewitter der Donner, so rollen die Prophetenworte majestätisch in die Runde der Länder. Am gewaltigsten sind die Donnerschläge und die Blitze gegen das alte Babel. Die Ruthe der Völker soll zerbrochen, der Zerstörer soll selber nun zerstört werden; über den Schrecklichsten kommt Einer, der noch schrecklicher ist. Die Schinder der Völker sollen nun ihr eignes Fleisch fressen, und die alle Länder in Brand steckten, vergehen nun selbst in diesem Feuer. Babylon wird personificirt als ein Verdammter, der in die Hölle hinabstürzt. Die Hölle selbst erzittert, alle darin begrabenen Völker erwachen, ihre Könige erheben sich staunend und

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_439.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)