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seinem Todesgange als strenger Richter über seine Jünger und mit ihnen über Alle, die künftig das Reich Gottes auf Erden verwalten und den Völkern das Heil verkündigen und in der Heilsordnung erhalten werden, also über den ganzen Priesterstand. Er vergleicht sie mit Knechten, denen er ein Pfund anvertraut, mit dem sie wuchern sollen. Wehe ihnen, wenn sie es unbenutzt liegen lassen! Er schliesst seine strenge Rede mit den Worten: „Meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor mir!" Das zeigt uns das Vorbild des künftigen Weltrichters.

Indem der Herr auf seinem Triumphzuge der Stadt nahe kam, weinte er über sie und verkündete ihre Zerstörung, weil sie nicht zur rechten Zeit erkannt habe, was zu ihrem Frieden diene. Luk. 19. — Man hat diese erhabene Scene contrastirt mit den unheiligen Thränen, welche Jonas beim Anblicke Ninive's vergoss, weil diese Stadt noch immer nicht zerstört werde. — Die Zerstörung Jerusalems selbst erscheint vorgebildet im Niederreissen des Tempels durch Simson. Christus gilt als der gewaltige Simson, der den alten Tempel einreisst, um den neuen zu gründen. Rupert. Tuitensis 258. Auch in den altchristlichen Katakombengräbern findet sich oft Christi Einzug in Jerusalem abgebildet als Vorbild des künftigen Einzugs des seligen Christen in's himmlische Jerusalem. Aringhi I. 329. 331. Bottari I. tav. 15. 40. Und zwar als Gegenbild zum Untergang Pharao's im rothen Meer, welches die Hölle bedeutet.

Das himmlische oder neue Jerusalem gilt zum Unterschiede vom Paradiese (als der seligen Wohnung der ersten Menschen) und vom Himmel (als der Wohnung Gottes und der Engel) ausschliesslich als künftiger Aufenthalt der seligen Menschen. Es wird ausführlich beschrieben in der Offenbarung Johannis 21. Die Zwölfzahl der Thore, der Grundsteine (Edelsteine), der Perlen und der die Thore hütenden Engel wird daselbst auf die zwölf Stämme Israel bezogen, und schon Jesaias (54, 11.) sah dieses neue, mit Edelsteinthoren

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_435.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)