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Jede Woche kam eine Taube vom Himmel und legte eine Hostie in den Gral, wodurch dessen Wunderkraft stets erneuert wurde. Später, als die Christenheit verderbte, wurde der Gral fern nach Asien entrückt in’s Fabelland des Priesters Johannes. Die Genueser aber behaupten, in ihrem sacro catino (einer Schale von grünem Glasfluss, den man lange für Smaragd hielt) den echten Gral zu besitzen.

Die beste Erklärung des Namens Gral ist wohl sang real, Blut des Königs. Was dieser Reliquie eine so erstaunliche Bedeutung in Frankreich gab, ist ohne Zweifel nur die Beziehung derselben auf das grösste Heiligthum der vormaligen Druiden, das Waschbecken der Göttin Ceridwen. Die zahlreichen altfranzösischen Rittergedichte, deren Mittelpunkt der heilige Gral oder die Tafelrunde des Königs Artus ist, wurzeln alle in ältern keltischen Liedern. Als Gallien christlich wurde, erhielten sich diese Dichtungen nur, indem man sie christianisirte. Vgl. Grässe, Sagenkreise d. Mittelalters S. 137 f. San Marte, Wolfram von Eschenbach II. 362.


Granate,

Sinnbild der Gemeinde, wegen der vielen Samenkörner. Granaten dienten schon zum Kleiderschmuck des jüdischen Hohenpriesters (1. Könige 7, 18.) und des salomonischen Tempels (2. Chron. 3, 16.). Sie gelten auch als Sinnbilder der christlichen Kirche, und zwar wegen der innigen Vereinigung unzähliger Samenkörner in ein und derselben Frucht. Gregor. M. I. epist. 24. Kreuser, Kirchenbau II. 196. Eine aufgesprungene Granate ist Attribut der kinderreichen Caritas auf einem Bilde von Franceschini im Wiener Belvedere.


Greif,

ein antikes Fabelthier, zusammengesetzt aus Adler und Löwe, welches Dante, Fegefeuer 29, 28 f., zu einem Sinnbild Christi nach seiner doppelten göttlichen und menschlichen Natur

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_359.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)