Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 284.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

worden waren, wurde ein Christ und starb mit ihr auf demselben Scheiterhaufen den Martyrertod. Die drei Männer des alten Testaments besiegen nur das irdische Feuer, Cyprian und Justina das höllische.

Die Feuersäule, die dem Volk Gottes aus Aegypten den Weg zeigte, wiederholt sich in christlichen Legenden. Das Grab des heiligen Servatius wurde an einer Feuersäule erkannt, die von ihm bis zum Himmel reichte. Bonfinius V. I.

Schutzpatrone gegen Feuersgefahr sind der heilige Florian, der daher mit einem Eimer ein kleines brennendes Haus löschend dargestellt zu werden pflegt, und die heilige Agatha, deren Schleier noch jetzt in Catanea aufbewahrt und der glühenden Lava des Aetna feierlich als Schutzwand entgegengetragen wird. Sie wird auch zu Villingen im Schwarzwald gegenüber einem längst ausgebrannten Vulkan verehrt. Schnezler, bad. Sagenb. I. 446. Als Patronin des Geschützfeuers gilt die heilige Barbara, weil ihr böser Vater durch einen strafenden Blitz erschlagen wurde.

Wenn im Mittelalter (und zum Theil noch jetzt) in den Zeiten der Sonnwende und Tag- und Nachtgleiche Feuer auf Bergen angezündet wurden, man Brände davon um die Felder trug, um sie zu segnen, oder Vieh hindurchjagte, um es vor Schaden zu behüten, so sind das Reste alten Heidenthums. Eben so dürfte das heilige Feuer im Kloster der heiligen Brigida in Schottland (Acta SS. zum 1. Februar) nur von ältern druidischen Vestalinnen herstammen. Die Kirche kennt kein heiliges Feuer, und wenn sie zu Ostern das Oel für die ewigen Lampen, an denen alle andern Kirchenlichter entzündet werden müssen, weihen heisst, so geschieht es in Hinsicht auf den Begriff des Lichts, nicht des Feuers. Inzwischen duldete die Kirche jene ältern Reinigungsfeuer zu Weihnachten, Ostern, Johanni in sinnbildlicher Beziehung, sofern der besondere Segen des Feuers an diesem Tage lediglich in der Weihe der heiligen Zeit, der Geburts- und Auferstehungsstunde des Heilands etc. begründet erschien.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_284.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)