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unmöglich gewesen wäre. Deshalb haben die Kirchenbilder nicht mit Unrecht jene beiden Handlungen auf Christum unmittelbar anwenden können. Auf einem schönen Bilde des Fr. Francia tritt nicht nur Maria der Schlange auf den Kopf, sondern das Christkind drückt auch noch seinen kleinen Fuss auf den der Mutter. Laudon, annales V. 21. Auf einem Bild von Calabrese in Neapel stürzt Christus selbst, statt Michael, den Satan in den Abgrund, Viardot p. 285. Christus tritt auf den Drachen, Statue zu Rheims, Didron, icon. 305. Er tritt auf Löwe und Schlange zu Chartres, das. 304, 305. Ich vermuthe, der Löwe bedeutet hier die Macht des Todes (wie auch Simson, indem er den Rachen des Löwen aufreisst, die Oeffnung der Gräber, die Auferstehung bedeutet) und die Schlange allein die Macht des Teufels.

Christus überwindet Tod und Teufel zugleich auf vielen Bildern. Er steht auf einem Todtengerippe und bohrt dem Teufel eine Lanze in den Rachen, zu Schneeberg im Erzgebirge. Waagen, Deutschland I. 57. Im Dom zu Halberstadt führt Christus den Tod und Teufel gefangen fort. Auf einem Bild von Giulio Romano tritt er den Tod mit Füssen. In einem Miniaturbild des 11ten Jahrhunderts hält er den Tod an einer Kette. Didron, icon. p. 306.

Vorbild Christi, sofern er die Pforten der Hölle aufbricht, ist Simson, der den Löwenrachen aufreisst und der die Thore von Gaza aushebt. Rupert. Tuit. p. 256. Vorbildlich ist auch die Huldigung, welche die Drachen der Wüste dem Christkinde auf der Flucht nach Aegypten darbringen. Evangel. von der Geburt Mariä und Kindheit Christi, 18. – Bosch hat auf einem merkwürdigen Bilde den Heiland in einer Glorie mitten unter scheusslichen Teufelsgestalten gemalt, von denen jede eine andere Sünde darstellt, mit der Inschrift: Cave, cave, dominus videt. Dieses Bild hing im Zimmer Kaiser Karls V. Kunstbl. 1822, S. 218.

Das Verhältniss Christi zum Menschen ist einfach das des Erlösers. Gott nahm menschliche Natur nur an, um die Menschen zu erlösen. Er trat in die Menschheit ein und

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_187.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)