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Die Muhamedaner nennen den Antichrist Dedschal. Vgl. v. Hammer, Rosenöl I. 305. Er soll in Chorasan aufstehen, nur vierzig Tage regieren, aber in dieser kurzen Zeit die ganze Welt verheeren, ausser Mekka und Medina. Dazu werden ihm zwei Flüsse dienen, einer von Feuer und einer von Wasser, die aber, seinem Lügengeist gemäss, das Gegentheil von dem scheinen, was sie sind, nämlich das Feuer Wasser und das Wasser Feuer. Christus wird ihn im Zweikampfe erlegen.


St. Antonius der Grosse,

ägyptischer Einsiedler im Anfange des 4ten Jahrhunderts, der zweite nächst dem heiligen Paulus und ein Hauptstifter des Einsiedler- und Klosterlebens. Nach der Legende des Hermann von Fritslar (deutsche Mystiker von Pfeiffer I. 60.) war er von königlichem Geschlecht; als er aber einmal in der Bibel las: „Willst du vollkommen werden, so verkaufe Alles und gib es den Armen,“ folgte er diesem Rath und ging nackt in die Wüste. Er ist besonders berühmt geworden durch die Anfechtungen, die er von dem Teufel erfuhr. Sie sind mit reicher Phantasie ausgemalt in seiner Legende in den Actis SS. unterm 17. Januar. Da kommen die Teufel zu ihm in allen möglichen Gestalten, als Thiere, Ungeheuer, Frazzen, zu Fuss und zu Ross und zu Wagen, erfüllen weit umher die Luft, schreien in allen erdenklichen Misstönen und verbreiten greulichen Gestank. Ihr Hauptzweck ist, bald ihn nur zu necken und zu verhöhnen, bald ihn durch Truggestalten, namentlich köstliche Mahlzeiten und schöne Weiber, zu verlocken. Da er aber standhaft bleibt und im Gebet und Psalmiren verharrt, äffen sie ihn nach, ein tausendstimmiges Echo wiederholt höhnend seine Gesänge. Bald nisten sie sich wie das kleinste Ungeziefer bei ihm ein, bald schrecken sie ihn durch ungeheure Grösse. Ein Teufel wächst bis an den Himmel empor. Seit einigen Jahrhunderten haben die Maler diese Versuchungen des heiligen Antonius oft dargestellt; aber sie lassen meist darin das Komische vorherrschen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_067.jpg&oldid=- (Version vom 29.3.2020)