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Auch dem h. Livinus wurde die Zunge ausgeschnitten, und dem h. Placidus.


Zwei.

Der Dualismus tritt in der christlichen Symbolik bei weitem hinter der Trinität zurück. In der Regel handelt es sich hier nur von einem massenhaften Gegensatz des Himmels und der Erde oder des Himmels und der Hölle, der Tugenden und Laster, des Reiches Gottes und der Welt, des Christenthums und Heidenthums (oder Judenthums) etc.; oder um eine Parallele, das alte Testament neben dem neuen, die Propheten neben den Aposteln. Darauf wird denn auch in der Baukunst, wo der Gegensatz zweier Seiten oder die Zusammenfügung zweier Glieder symbolisch gedeutet werden soll, Rücksicht genommen. Thürflügel z. B. stellen das alte und neue Testament dar. An den durch die Pforte geschiedenen Seiten stehen die klugen Jungfrauen hier, die thörichten dort. Vgl. Kreuser, Kirchenbau I. 520. Die Zweiheit wird auch oft durch Kreuzung ausgedrückt. So sind die beiden Schlüssel Petri stets über das Kreuz gelegt.


Zwölf,

eine heilige Zahl bei den Christen, wie bei den Juden und Heiden. Sie eignet sich für eine Menge von Verhältnissen, indem sie eine gewisse Mitte zwischen viel und wenig einnimmt und hauptsächlich, weil sie mit den zwei Hauptzahlen drei und vier zugleich dividirt werden kann. Sie findet sich daher in Naturverhältnissen, wie in geschichtlichen und in Religionssystemen, ohne dass darum ihr Vorkommen hier von ihrem Vorkommen dort abgeleitet zu werden braucht. Die zwölf Monate z. B. sind vielleicht auf die zwölf Hauptgötter der Heiden, aber schon nicht mehr auf die zwölf Stämme der Juden, und nur mit symbolisirender Absichtlichkeit, aber keineswegs aus einer innern Nothwendigkeit auf die zwölf Apostel zu beziehen. Die Zwölf als Grundzahl des neuen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_573.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)