Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 555.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

stehen auf; der Tod selbst, der entwichen war, kommt zurück, um — Satan zu tödten und stirbt dann selbst. Zum Schluss allgemeine Amnestie und Versammlung der Menschen in einer neuen Welt ohne Uebel. — Obgleich diese Dichtung in der That sehr viel Schönes und Ergreifendes enthält, ist sie doch unkirchlich.

Zweckmässig fällt das Andenken an das Weltende und Weltgericht (Evangelium Matth. 24, 15 f.) auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres im Spätherbst, wenn auch dem jährlichen Naturleben sein winterliches Ende naht. Vgl. Mone, Schauspiele des Mittelalters I. 265. Strauss, Kirchenjahr S. 374. 378.


Weltgericht.

Das „jüngste Gericht“ oder Weltgericht erfolgt nach dem Weltende, wenn die Todten wieder auferstehen. Offenb. Joh. 20, 13. Seine Darstellungen an der Hinterwand der Kirchen gegenüber dem Eingang waren im Mittelalter sehr beliebt. In der Vorhalle begann die kirchliche Wandmalerei mit dem Sündenfall und endete hinter dem Altar mit dem Weltgericht, gleich der heiligen Schrift. In der griechischen Kirche wird das Bild des Weltgerichts in die Vorhalle hinausgerückt, was sie wesentlich von der abendländischen unterscheidet. Die Wandgemälde waren umfangreich, denn es galt hier, Himmel, Erde und Hölle mit einem Blick zu übersehen.

Die gewöhnliche Eintheilung dieser Bilder ist: Oben Christus im Himmel, in der Mitte der Erzengel Michael mit der Waage, unten das Thal Josaphat, in dem die Todten auferstehen; rechts sodann die aus den Gräbern bis zum Himmel aufsteigenden Seligen unter Führung der heiligen Jungfrau, links die aus den Gräbern in den Höllenrachen verurtheilten und vom Teufel in Empfang genommenen Unseligen.

Der untere Theil des Gemäldes, die Grundlage des Ganzen, ist das Thal Josaphat, nach Joel 3, 7. Vgl. 2. Chron. 20, 26. Zachar. 14, 4. Ausführliche Beschreibungen desselben

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_555.jpg&oldid=- (Version vom 3.4.2023)