Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 529.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
W


Waage,

Sinnbild des Gleichmaasses und der Gerechtigkeit. Daher Attribut der Justitia unter den christlichen Tugenden. Als Verheissung eines gerechten Gerichtes nach dem Tode auch ein Sinnbild, das sich schon auf sehr alten christlichen Gräbern findet. Bottari I. 12. Von der Waage am Grabe Kaiser Heinrichs II. zu Bamberg glaubt das Volk, wenn die Zunge derselben genau in der Mitte zu stehen komme, werde die Welt untergehen. Grimm, deutsche Sagen Nr. 294. — Natürlicherweise fehlt nun diese Waage auch nicht auf Bildern des Weltgerichts, und zwar wird sie dem Erzengel Michael in die Hand gegeben. Der Michaelistag (29. September) fällt nahezu in die herbstliche Tag- und Nachtgleiche unter dem Himmelszeichen der Waage. Also auch in dieser Zeitbestimmung liegt der Begriff des Gerichtes nach dem Tode. In jener späten Septemberzeit sind alle Früchte von der Erndte eingeheimst, und der Eigenthümer kann ihre Güte und ihre Fehler beurtheilen, die faulen wegwerfen, die guten behalten. Die Tag- und Nachtgleiche und Waage bedeuten die strenge Gerechtigkeit im Abwägen und Ausscheiden dessen, was in

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_529.jpg&oldid=- (Version vom 3.4.2023)