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Gesichtspunkt charakteristisch, denn Sapricius war ein Priester und Nicephorus ein blosser Laie. — Nicht minder lehrreich ist folgende Legende. Ein Einsiedler war so fromm und heilig, dass alle Tage ein Engel kam und ihm zu essen brachte. Da sah er einmal von weitem einen armen Sünder zum Galgen führen und sprach zu sich selbst: Dem geschieht Recht. Von Stund an kam der Engel nicht mehr. In Verzweiflung weinend hörte er einst ein Vögelein singen und beneidete es um seinen Frohsinn. Da sagte das Vögelein, er solle bereuen und Busse thun, dann werde Gott ihm verzeihen. Darauf kam auch der Engel wieder und gab ihm einen dürren Ast, den solle er tragen, bis drei grüne Zweige daran hervorkommen würden, und jede Nacht anderswo schlafen. Nun kam er nach langer Zeit einmal zu einem alten Weibe, deren drei Söhne böse Räuber waren, und bat um Herberge. Obgleich sie ihn warnte, blieb er doch und schlief mit seinem dürren Aste ein. Da kamen die Räuber und sahen ihn schlafen; als sie aber von seiner schweren Busse hörten, wurden sie gerührt und thaten selbst Busse. Der Einsiedler aber wachte nicht wieder auf, und an seinem Ast sprossten drei grüne Zweige. Grimm, Märchen, Kinderlegenden Nr. 6.


Vier,

Sinnbild des nach vier Seiten ausgedehnten Raumes, der in vier Jahreszeiten getheilten Zeit, des in vier Altersstufen ablaufenden Lebens, daher überhaupt Sinnbild dieser Welt im Gegensatz gegen die heilige Drei, in welcher Gott über der Welt symbolisirt ist. Beider Verhältniss zu einander wird dann in der Sieben, ihre beiderseitige Durchdringung in der Zwölf ausgedrückt. Geometrisch ist das Kreuz der Ausdruck der Vierzahl, sofern Gott sich in der Welt offenbart, das Viereck aber bedeutet nur die Welt, die den höhern Einfluss empfängt, das Piedestal Gottes. Daher die Symbolik der vier Erzengel, der vier Cardinaltugenden, der vier Evangelisten, der vier Kirchenväter, als der vier Träger, Karyatiden

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_524.jpg&oldid=- (Version vom 29.3.2023)