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der Thabor gewesen. Hieronymus, epist. 17. Oben wurde Jesus verklärt und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Zugleich erschienen Moses und Elias und unterredeten sich mit Christo. Petrus aber sprach: „Hier ist gut seyn, hier lasset uns Hütten bauen, eine für Christum, eine für Moses, eine für Elias.“ Da ergoss sich über sie eine Wolke, und eine Stimme aus der Höhe sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Die Jünger fielen erschrocken auf ihr Angesicht und beteten. Jesus rührte sie an, da war die Lichtwolke und Moses und Elias verschwunden. Die Jünger erinnerten an die alte Sage, derzufolge Elias vor den letzten Zeiten erscheinen soll. Jesus aber sagte: „Elias ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt.“ Darauf verkündete er ihnen sein nahe bevorstehendes Leiden.

Als er den Berg herabgekommen war, warf sich ihm ein Mann zu Füssen und flehte ihn um Heilung seines mondsüchtigen oder von einem bösen Geist besessenen Knaben an. Da trieb Jesus den Teufel aus dem Knaben. „Warum konnten wir das nicht?“ frugen die Juden. Und Christus antwortete: „Um eures Unglaubens willen!“ Matth. 17. Bei Marcus 9. ist ausführlicher beschrieben, wie der Knabe auf dem Boden sich wälzte und schäumte, und wie, als Christus sprach: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet,“ der Vater des Knaben ängstlich rief: „Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben!“ Vgl. Lucas 9.

Die Rationalisten geben die himmlische Verklärung nicht zu, sondern behaupten, Jesus habe in einem Gewitter (Bauer, hebr. Mythologie S. 240), oder im Glanz der Morgenröthe (Paulus, Leben Jesu) so gestanden, dass die Jünger den Glanz für überirdisch gehalten hätten.

Die einzig richtige Erklärung dieser wunderbaren Scene ist eine tiefe mystische Combination. Gott selbst kommt in der Wolke herab und verbindet persönlich das alte und neue Testament, die Verheissung und die Erfüllung, das Gesetz und die Gnade. Wenn Moses mehr auf die Schöpfungsgeschichte

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_505.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)