Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 503.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Tode das Leben. Die Madonna, die das Kind trägt, ist die schönste Bedeutung, die man dem Kreuze, das den Erlöser trägt, geben kann. – Ich fasste diesen Gedanken schon vor dreissig Jahren und schrieb einen kleinen Artikel darüber für das damals von Schorn redigirte Kunstblatt, der ihn aber zurückwies. Dagegen wurde der kleine Artikel in dem damaligen Leipziger Conversationsblatt abgedruckt.

Im 17ten Jahrhundert kamen christliche Janusköpfe in die Mode: Doppelköpfe, vorn ein Christus-, hinten ein Todtenkopf, auch wohl vorn ein junger Mädchen-, hinten ein Todtenkopf etc. Kugler, Berliner Kunstkammer II. 226. Spielereien. Maria Stuart besass eine Uhr in Form eines Todtenkopfes, abgebildet in der illustrirten Zeitung 1849. Nr. 330. Auch eine Spielerei, aber sinnig.

Ein Todtenkopf mit dem Apfel im Munde und zuweilen von der Schlange umwunden, ist Symbol des Sündenfalles und seiner schlimmen Folgen. Man trug vormals dergleichen Köpfe in Prozessionen herum. Journal von und für Deutschland I. 431. – Ein Todtenkopf mit Rosen bekränzt bezeichnet die heilige Radegunde. Einer mit einer Krone von Seraphim ziert das Grab der Königin Christine in der Peterskirche zu Rom. Darin liegt zu viel Anmassung. Ein Todtenkopf mit Dornen umwunden ist Symbol der Verdammniss, indem er aussagt, selbst noch im Tode dauern seine Leiden fort. Aehren in einem Todtenkopf, so wie auch Bienen oder nistende Tauben bedeuten den Frieden nach dem Tode, die Seligkeit. Eine Lilie im Todtenkopf die Unschuld und Heiligkeit eines Martyrers. – Der Schmetterling auf dem Todtenkopf bedeutet die Seele (Psyche) und ist ein antik heidnisches Sinnbild. Wenn es sich noch auf den ältesten christlichen Gemmen findet, so doch nur als Nachahmung des Antiken. Auch auf moderne Gräber ist dieses Sinnbild erst wieder durch die classische Bildung gekommen.

Nach einer schönen Legende sangen die Todtenschädel der von den heidnischen Pommern ermordeten Christen zu Stargard das Gloria in excelsis. Micrälius, Pommerland II. 409.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_503.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)