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verschiedenen Ausgaben des Holbeinschen, und S. 160 des grosbaseler Todtentanzes, S. 164 noch die verschiedenen Ausgaben anderweitiger Todtentänze. Man sieht daraus, wie erstaunlich beliebt dieser Gegenstand war, dass man ihn so oft durch den Druck vervielfältigen musste. Der älteste Danse Macabre in Frankreich ist 1485 gedruckt worden, der älteste deutsche Holzschnitt vom Todtentanz schon 1480. Die bei weitem geistreichsten Holzschnitte sind die von Holbein (zu unterscheiden von dem Lützelburger Blatte). Vgl. darüber Waagen, Kunst in Deutschland II. 294. Das geistreichste Oelgemälde ist das von Manuel in Bern. Treffliche Holzschnitte gab auch Aldegrever.

Im Baseler Todtentanz ist der Tod ein noch mit etwas Fleisch überzogenes Gerippe, sein weiter Mund scheint zu lachen. Er führt seine Opfer zuweilen ohne besonders charakteristischen Ausdruck, zuweilen fasst er sie schadenfroh an, überrascht sie von hinten, stellt ihnen ein Bein, spielt ihnen spöttisch auf Zither und Geige vor. Geistvoll ist nur das Bild der Dame, die sich im Spiegel besieht und plötzlich darin das Bild des hinter ihr geschlichenen Todes erblickt. Einem Lahmen reisst er die Krücke weg, einen Blinden führt er in die offene Grube. Dem Koch nimmt er den Bratspiess mit dem fetten Huhn. – In den späteren Todtentänzen vermehren sich die witzigen Beziehungen. Der Tod trägt als Sieger einen Kranz, setzt sich die Papstmütze auf, parodirt den Narren in Narrentracht etc. Ein Paar Todtentanzbilder kommen als Holzschnitte in der alten Ausgabe von Paulli’s Schimpf und Ernst vom Jahr 1535, Blatt 49 und 50 vor.

Merkwürdig wegen der Costüme ist der Todtentanz in einem Manuscript der Stuttgarter öffentlichen Bibliothek aus dem Nonnenkloster Plöck in Oesterreich. Sehr phantastisch ist auch der Todtentanz in Valvasors Theatr. mortis. Auf dem Titelkupfer reiten Gerippe auf allerlei Thieren, dann kommt der Tod mit der Trommel und die einzelnen Scenen. Zur Cholerazeit in Paris componirte man einen sehr geistreichen modernen Todtentanz.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_501.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)