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so gewiss die ewige Verdammniss. Daher sie, wie schrecklich immer der Tod seyn mag, doch lieber in ewigen Tod gingen, als in das ewige Höllenleben. „Sie werden den Tod suchen, und der Tod wird vor ihnen fliehen.“ Offenb. Joh. 9, 6. Nicht umsonst heisst Christus das ewige Leben. Vor ihm vermag kein Tod zu bestehen. In einem Hymnus des Notker heisst es daher: „Der Tod selber wurde getödtet durch Christo.“ Fortlage, lat. Gesänge S. 53.

Die christlichen Sterbsakramente und Ceremonieen beziehen sich daher auch nur auf die Einweihung zum neuen Leben nach dem Tode. Dem Sterbenden wird Asche auf das Haupt gestreut zum Zeichen, dass er, leiblich aus Staub geboren, leiblich auch wieder zu Staub werden muss. Er wird bekreuzigt und küsst das Crucifix zur Erinnerung an das Leiden und Sterben des Herrn, durch das er von seinem eigenen, weit kleineren Leiden und weit minder bedeutendem Sterben erlöst werden soll. Er empfängt in der letzten Oelung das heilende Oel, durch das er von allen Schmerzen dieser Welt frei wird, und man gibt ihm eine brennende Kerze in die sterbende Hand, als Sinnbild des ewigen Lebens, in das er eingeht. Auch der Kuss, den die alten Christen dem Sterbenden gaben, war als Osculum Domini nur das Siegel des ewigen Lebens in dem Herrn. Vgl. Binterim, Denkw. VI. 3. 97ff. – Auf älteren Kirchenbildern wird das Ausgehen der Seele aus dem Körper durch ein kleines Kind, das aus seinem Munde hervortritt, bezeichnet. Vgl. d. Artikel Kind. Auch streiten sich auf solchen Bildern häufig ein Engel und Teufel um die ausfahrende Seele.

Tod und Teufel werden zuweilen einander gesellt als die schlimmsten Feinde des Menschen, die auf ihn lauern, der eine um ihn zeitlich, der andere um ihn ewig zu verderben. Beide erscheinen schon verbunden in der oben angeführten Stelle von des Todes Stachel und der Hölle Sieg. Im apokryphischen Evangelio Nicodemi c. 20–23. kommt Satan im Gespräch vor mit Hades (der Hölle) und dem Tode, die alle ihre Unmacht, Christo gegenüber, bekennen müssen.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_496.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2020)