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Nephthys bis zu den Teufeln der christlichen Bilder ist nur ein leiser Uebergang. Dass die Satyrn der Griechen und Römer in die Teufelsform übergingen, ist schon erwähnt. Seltner findet sich die Form des Kentaur oder Pferdmenschen. Vgl. Piper, christl. Myth. I. 374. Sie war noch eine Erinnerung der ersten christlichen Jahrhunderte an das eben besiegte Heidenthum, und kehrte erst in Dante’s grossem Gedicht wieder, als man von Neuem die classischen Dichter studirte. Dante holte noch mehr groteske Figuren der heidnischen Welt herbei, um damit seine christliche Hölle zu bevölkern, den Minotaur, Cerberus etc.

Teuflische Bildungen des Kopfs. Thierkopf auf einem Menschenleib. Ein vielköpfiges Thier (der Drache in der Offenbarung Johannis, ähnlich der antiken Hydra). Ein monströser Dickkopf auf dünnem Hals und kleinem Leibe. Tückischer, in Hals und Buckel vergrabener Koboldkopf. Lang vorgestreckter Kopf mit Geierhals. Den teuflischen Kopf bezeichnen gewöhnlich die Hörner des Bocks oder wenigstens kleine, nur über der Stirne angedeutete Satyrhörnchen, zuweilen auch der Hahnenkamm. Daher auch dann, wenn der Teufel als Junker erscheint, sein Barett mit einer Hahnenfeder geziert ist, die sich wie ein Horn krümmt und die zugleich den höllischen Hahn bezeichnet. – Auf altdeutschen Bildern hat der Teufel zuweilen grosse, aber schief gestellte Ohren, was von bösen und heimtückischen Pferden entlehnt ist. – Die Augen des Teufels sind gewöhnlich gross, grimmig, lechzend, roth unterlaufen oder flammenwerfend. Am scheusslichsten entstellt aber ist sein Mund, der immer mehr oder weniger zum verschlingenden Rachen, zum verkniffenen Schnabel, gierigen Rüssel etc. wird. Es gibt einen Fisch vom scheusslichsten Ansehen, der den zähnevollen Rachen nie zuschliesst. Das ist ein gutes Bild des ewig auf Raub lauernden Teufels. Gerade der Mund, der am Menschen die geistigste Feinheit ausdrückt, ist am Teufel das am meisten Beleidigende und Zurückstossende. Bald tritt das Gebiss, bald mehr die lechzende Zunge hervor, die

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_472.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)