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das Gegentheil von allem Gesunden, Heitern, Klaren, Schönen und den Sinnen Wohlgefälligen zu rechnen ist. Wie Gott, die Engel, Heiligen und Seligen ewig im Licht sind, so der Teufel immer in Nacht und Finsterniss; wie jene ewig in Wonne, so dieser ewig in Qual, und wie jene Wonne gewähren, so gewährt dieser nur Qual. Wie jene in Schönheit strahlen, so vereinigt dieser in sich alles Hässliche. Wie jene in himmlischen Harmonieen und Wohlgerüchen leben, deren Nachahmung Musik und Weihrauch der Kirchen sind, so gibt der Teufel nur Misstöne, greulichen Lärm von sich und lässt, wie das Sprichwort sagt, überall einen Gestank zurück. Wie jene von der Kunst in ewiger Ruhe oder in sanfter heiliger Bewegung aufgefasst werden, so dieser in gewaltsam zurückgehaltener oder losgelassener Gier und mehr als thierischer Wildheit. Ueberall erscheint der Teufel und sein Reich als das Gegenbild zum Himmelreich und zur Kirche. Vgl. d. Artikel Hexensabbath.

Es gibt jedoch auch eine teuflische Schönheit. Was die klugblickende graziöse Schlange nur sinnbildlich bezeichnet, das zeigt sich oft in der vollendeten Schönheit von Männern und Frauen, die dämonische Zaubermacht eines Don Juan, einer Circe. Wenn sich aber der Teufel auch aller Meisterformen des Schöpfers zu seinen Werken bedienen kann, so geht ihm doch dabei immer der Zauber der Unschuld ab, der jeden andern Zauber überwiegt. In der diabolischen Schönheit liegt immer etwas Unheimliches, was den Bewunderer anfremdet und erschreckt, er weiss nicht warum? Das ist die Abwesenheit der Unschuld. Die alten Maler wussten auch diese Eigenthümlichkeit des teuflischen Wesens auf eine naive Weise auszudrücken. Sie duldeten nämlich nicht, dass der Teufel, mochte er auch noch so schön als Mensch gemalt seyn, ein ganzer Mensch seyn durfte. Irgendwo, wenn auch nur ganz versteckt, musste etwas Thierisches an seiner Gestalt hervorblicken, ein Horn, ein Huf, eine Kralle, wenigstens ein spitziges Ohr. Schotti, physica cur. p. 336.

Eben so trügerisch, wie die Schönheit, ist auch der

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_470.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)